aus dem blog

In Gedichten sind Dinge möglich, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen.
In der von Kurator und Moderator Michael Hammerschmid zusammengestellten und kommentierten Gedichtefahrt können Sie ausgewählte Gedichte der auftretenden Dichter*innen vorab lesen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei den jeweiligen Verlagen für die Abdruckgenehmigungen der Gedichte.
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Im Vorprogramm des diesjährigen Lyrikfestivals Dichterloh wird in der Schmiedewerkstatt der Film MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt (St. Petersburg, 2023. Russisch mit deutschen Untertiteln) zu sehen sein.
Den zugehörigen Einleitungstext über Marina Zwetajewa von Juliana Kaminskaja (Text & Regie) können Sie nun im Blog der Alten Schmiede nachlesen.
Mehr Informationen zum Festival finden Sie hier.
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programm

Montag, 6. Mai 2024

poetische selbst- und welterforschung

DICHTERLOH

19:00
Kholoud Charaf Unveröffentlichte Gedichte Übersetzt von Kerstin Wilsch. Erscheinen im Klever Verlag.
Zweisprachige Lesung Arabisch/Deutsch
Luca Kieser manchmal ist eine tragische Liebe hochroth München
Mira Magdalena Sickinger FÜR EUCH VERGOSSEN poesophie. Klever Verlag
20:30
Thomas Kunst Gedichte. Suhrkamp Verlag
Michael Hammerschmid PROJEKTKONZEPTION, MODERATION

Die syrische Dichterin Kholoud Charaf beginnt in ihren Gedichten ein inniges Gespräch mit existenziellen Fragen des Menschseins vor dem Hintergrund von Krieg und Erfahrungen der Emigration, das durch seine Zartheit, Offenheit und Anmut berührt. Luca Kieser zeichnet ein intimes und reflektiertes Porträt eines Ich und seiner Generation zwischen Erwartung und Wirklichkeit, Unsicherheit und Überraschung. Mira Magdalena Sickinger lässt ihre liedhaften Gedichte in unterschiedlichen musikalischen Dynamiken sowohl in Dialog mit verschiedenen Schriftsteller*innen und Denker*innen treten als auch mit dem sprechenden Ich, dessen In-der-Weltsein sie zwischen Sprache und (Sprach-)Körper erkundet.
Thomas Kunsts Gedichte könnte man als Plädoyers gegen jegliche Kleinlichkeit und Kleingeistigkeit lesen, als Ermutigung zu Lebensfülle, Wildheit, Genauigkeit, als Einladung zur Abgründigkeit, Hintergründigkeit, Vielgründigkeit, und als pure Freude an der Form (Sonett, Tanka, Kurz- und Langgedicht) und deren Überschreitung, wobei Katzen, Tiere im Allgemeinen, Wesen phantastischer Art und die Nächsten der Familie eine Art Hauptnebenrolle spielen.

Kholoud Charaf, *1981 in Al-Mojaimr/SYR; Dichterin, Kunstkritikerin, Publizistin, Aktivistin, lebt in Berlin. Gedichtband: RUFAT FARASHA (2016; dt.: »Die Überreste des Schmetterlings«).

Luca Kieser, *1992; Autor, Literaturvermittler. Zuletzt: vom Geschmack auf der Kellertreppe (2024).

Mira Magdalena Sickinger, *1991, Doktoratsstudium der Philosophie in Wien, verfasst seit 2019 Lyrik.

Thomas Kunst, *1965; Autor, Bibliotheksassistent der Deutschen Nationalbibliothek, Beschäftigung mit musikalischer Improvisation. Zuletzt, u.a.: Kolonien und Manschettenknöpfe. Gedichte (2017).

Michael Hammerschmid, *1972; Gedichte, Lieder, Hörspiele, Essays; Festivalleiter; Poetik- und Lyrikunterricht an Kunst/Universitäten. Zuletzt: stopptanzstill! Wiener Tier Figuren Gedichte (2023).



6.–21.5.
Dichterloh. Lyrikfestival
//127. AUTOR*INNENPROJEKT


kritisch, neugierig und frei


Was ist es, das Gedichte zu so einer konzentrierten Form existenziellen und gesellschaftlichen Ausdrucks macht? Wie gelingt es, auf kleinstem Raum zusammenzuschrauben, was eine ganze Welt betreffen kann? In welche ungeahnten Zwischenräume begibt sich die Lyrik und wie leuchtet sie uns, gleichsam dichterloh, die vielfältigen Nuancen unserer äußeren und inneren Welten aus? Dichterloh 2024 begibt sich mit zwölf Dichter*innen und ihren syrischen, deutschen, österreichischen, schweizerischen, englischen, ungarischen, polnischen und persischen Sprach- und Erfahrungshintergründen an neuralgische Punkte zwischen Gesellschaft und Ich, Sprachmöglichkeit und Lebenswirklichkeit. Die diesjährigen Gedichtbände erkunden sowohl die eigenen Mittel des Ausdrucks als auch das, was uns in diesen besonders konfliktreichen Zeiten so gewaltsam und verstörend entgegentritt. Sie politisieren den intimsten Moment und nuancieren noch die feinsten Nuancen, als Langgedicht oder Lautgedicht, als Kurzgedicht, japanisches Tanka oder in noch zu entdeckender, offener Form, kritisch, neugierig und frei.

Michael Hammerschmid
Projektkonzeption, Moderation, Programmtexte