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Break Eden. Gesänge von Sirenen

Blog, 14. November 2023
Am 29.11., 18 Uhr, wird in der Alten Schmiede in Kooperation mit Wien Modern ein Gemeinschaftsprojekt des Komponisten Clemens Gadenstätter und der Autorin Lisa Spalt uraufgeführt: Break Eden. Gesänge von Sirenen unternimmt in fünf Songs mit Zwischentexten eine Revision der Paradieserzählung von der Gegenwart her. Einen kurzen Auszug aus dem Text von Lisa Spalt, ergänzt um eine Bildreferenz, lesen Sie hier:


Leute, seid ihr Albrecht-Dürer-Anhänger? Er stach den Sündenfall 1504 in Kupfer, der zweite Abzug sieht wie eine Landkarte mit weißen Flecken aus. Und an Adams Zeigestock baumelt die Erkenntnis – das Brettchen, das er dem Vogel vor den Kopf hängte –, er sagt, es wird vom Papageien gelesen, der schlicht gar nichts versteht. Vielleicht steht aber ja auch gar nichts drauf, liebe Leute?
Glaubt ihr, dass es wirklich Eva war, die den Apfel des Uneigentlichen weiterreichte?
Drehte Adam nicht eher das Täfelchen in Albrechts Auftrag weg, damit man seine Leere nicht sieht?
Albrecht, dreh das Brettchen um, dein Verhalten ist ja lächerlich!
Und die ewigen Äpfel der Philosophie: Niemand soll hineinbeißen, das wissen wir, doch warum eigentlich?
Glaubtest du, Albrecht, meinen Vogel abzubilden, der dein Täfelchen für eine Schaukel nimmt?
Du Kindskopf von einem Lehrerdarsteller, ich erinnere mich an die Spiele in der alten Gartenhütte ... Du zeigtest mir den Ast, auf den ich mich setzen sollte, du versprachst, ich könnte, sollte ich dein Liedchen singen, wie ein Vogel fliegen.
Neben der Mistgabel, im Ernst?
Ich habe gar keinen Vogel, Albrecht, ich bin ein Vogel, merk dir das endlich!
Sieh das Vögelchen, Albrecht,
probiers doch mal mündlich, Albrecht,
probiers doch mal von Angesicht zu Angesicht!

Text: © Lisa Spalt

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Albrecht Dürer: Adam und Eva (1504)