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programm

Montag, 8. Mai 2023

Feinstoffliche Konzentration und sinnlich-politische Alltagskunde

DICHTERLOH

Im Dichterloh-Vorprogramm jeweils ab 18.00 Uhr:

//FILMVORFÜHRUNG
MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Text, Regie und Produktion: Juliana Kaminskaja
St. Petersburg, 2023. Russisch mit deutschen Untertiteln. Filmdauer ca. 50 Minuten
Weitere Informationen zum Film finden Sie weiter unten.


Zweisprachige Veranstaltung Slowenisch/Deutsch

19:00
Ilma Rakusa Kein Tag ohne Gedichte. Literaturverlag Droschl
Tone Škrjanec Haut Aus dem Slowenischen von Ann Catrin Bolton.
Slovene Writersʼ Association 2021, Drava Verlag 2023
Michael Hammerschmid MODERATION
Marjeta Wakounig DOLMETSCH

Ein hellwaches Ohr für den Alltag, feinste Wahrnehmungen des Körpers, der Sinne und der Sprache verbindet Tone Skrjanecs und Ilma Rakusas Dichtung. Während Ilma Rakusa in nahezu täglich geschriebenen Gedichten die Zeit von 2020 bis Frühjahr 2022 dokumentiert und dabei Persönliches und Politisches, Leichtes und Schweres in unmittelbare und sich poetisch aufladende Nähe zueinander bringt, verleiht Tone Skrjanecs Poesie den Erscheinungen unprätentiöser Wahrnehmungen eine vibrierende Sinnlichkeit, die Gegenwart und Zeit zu transzendieren vermag.

Ilma Rakusa, *1946 in Rimavská Sobota/TCH, zweisprachig aufgewachsen (Ungarisch, Slowenisch). Slawistik- und Romanistik-Studium in Zürich, Paris, Leningrad. Lehre Universität Zürich, Kulturpublizistin, Übersetzerin aus dem Französischen, Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen. Zuletzt: Gedankenspiele über die Eleganz (2021).

Tone Škrjanec, *1953; Dichter, viele Jahre Programmkoordinator im Kulturverein France Prešeren, Festivalleiter; Übersetzungen serbischer, kroatischer, amerikanischer Poesie, Kooperationen mit Musiker*innen. Bücher (u.a.): Dihaj (Gedichte, 2017), Nekaj o nas kot živalih (Gedichte, 2020).

Michael Hammerschmid, *1972; Gedichte, Lieder, Hörspiele, Essays; Festivalleiter, Lehrbeauftragter Institut für Gesang und Musiktheater an der MDW. Zuletzt: wer als erster. Gedichte-Bilderbuch (2022).


Dichterloh. Lyrikfestival
//115. AUTORENPROJEKT


Zwischen Aufzeichnung, Rebellion und Nuancierung

Aufzeichnung, Nahbericht, poetische Dokumentation, Auto-Biographie, Selbstbeobachtung, Entgrenzung und Vermessung, Verkörperung, Versinnlichung, Verschränkung und Grenzverschiebung, Subversion und Rebellion, Nuancierung. Mit dieser kleinen Liste an Stichworten lässt sich ein erster Cluster skizzieren, in dem sich Dichterloh 2023 bewegt. Und es erstaunt dabei nicht zuletzt, dass viele Gedichtbände sich heuer besonders weit in den Nahbereich des eigenen (Sprach-)Körpers und Alltags bewegen, um dort vielfältige gesellschaftliche Prägungen aufzuspüren und in diesem Reibungsfeld eine innig-sinnliche Spracharbeit in Gang zu bringen, die Gesellschaftliches und Privates, zuweilen Intimes in spannungsgeladen leuchtende Verbindung bringt. Dichterinnen und Dichter aus sieben Herkunftsländern, die ihre Gedichte auf Französisch, Slowenisch, Deutsch und Englisch schreiben, eröffnen ein breites Panorama zeitgenössischer Dichtung und zeigen deren Qualität, sinnlich und radikal, zuhörend und experimentell, kritisch, nuanciert und frei mit unserer Sprache und den sich in ihr abbildenden Wirklichkeiten umzugehen.                                   

Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation, Programmtexte


MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Text, Regie und Produktion: Juliana Kaminskaja


Marina Zwetajewa (1892–1941) gilt als eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen und verbindet in ihrem Schaffen das literarische Erbe Österreichs, Deutschlands, Frankreichs und Englands. Im Pariser Exil in den 1930er Jahren schöpfte sie Kraft aus der Erinnerung an ein kurzes Zusammensein von Petersburger Dichtern im Winter 1916, welche den Schrecken des Ersten Weltkriegs poetische Nähe, Menschlichkeit und Weltoffenheit entgegenstellten: Ein Abend nicht von dieser Welt, der die Stimmen der Vergangenheit wieder hörbar werden lässt.

J. Kaminskaja

Schauspiel: Stanislaw Bondarew, Nikita Brussow, Ekaterina Iljina, Daniil Iwanow, Michail Kudrin, Dmitrij Mikow, Sergej Pankow, Iwan Scharyj
Musik: Wassilij Jeljochin
Zeichnungen: Lydia Kolpakowa
Kamera: Artjom Schdanow, Sergej Pankow, Weronika Uschakowa
Montage: Artjom Schdanow

Juliana Kaminskaja, *1969 in St. Petersburg, Dozentin für Literaturgeschichte und Komparatistik an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Gastdozenturen und -vorträge an deutschsprachigen Universitäten: Zürich, Innsbruck, Freiburg i. Br., Hamburg, Halle (Saale). Zuletzt in der Wiener edition ch erschienen: VERWANDLUNGEN … Zu Friederike Mayröckers ›Scardanelli‹ und anderen Gedichten.

Mit freundlicher Unterstützung der ProHelvetia