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Montag, 20. September 2021

Geschichte schreiben

Das Zeitalter medial inszenierter Halbwahrheiten stellt die Literatur abermals vor die Frage, ob Geschichte ein Selbstbedienungsladen ist, oder ob Schreibende ihre Haltung zu Geschichtlichkeit deutlich machen müssen: Im Autorinnenprojekt Geschichte schreiben werden Methoden der Übersetzung von Historie in Fiktion diskutiert.

S. Scholl

18:00
Alida Bremer Träume und Kulissen Roman, Jung und Jung Verlag
19:30
Ivana Sajko Familienroman. Die Ereignisse von 1941 bis 1991 und darüber hinaus Aus dem Kroatischen von Alida Bremer. Verlag Voland & Quist

zweisprachige Veranstaltung Kroatisch/Deutsch
Alida Bremer DOLMETSCHIN
Sabine Scholl KONZEPT UND MODERATION

»Der romische Dichter Horaz meinte, dass derjenige den großten Beifall verdiene, der das Publikum gleichzeitig erfreue und belehre«, formuliert Bremer in ihrem Gesellschaftsroman ihr poetisches Programm. Die Stimmung in Split im Juli 1936 ist geprägt von Spionen und politisch brisant: Nazi-Propagandafilmer nutzen die Adria als Kulisse, Mussolini-Sympathisanten proben den Aufstand, Geflüchtete aus dem Deutschen Reich warten auf eine Passage nach Übersee. Geschichte wird als Alltagsgeschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt, in der Split mit seinem reichen kulturellen Hintergrund eine entscheidende Rolle spielt. Zusammengehalten wird der vielstimmige Text durch das Medium Film, welches alle Wahrnehmung und die Interpretation des Wahrgenommenen prägt.

S. Scholl

Alida Bremer, *1959 in Split, lebt in Münster. Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin und Kulturvermittlerin zwischen Südosteuropa und dem deutschsprachigen Raum. Träume und Kulissen ist ihr zweiter Roman.

Der programmatisch Familienroman betitelte Text von Ivana Sajko verweigert sich einer konventionell gestalteten Generationenerzählung. Auf verschiedenen Ebenen reflektiert die Autorin darin das Verfassen von Historie unter den Vorzeichen wechselnder Regime Ex-Jugoslawiens, welche die Handlungsmöglichkeiten ihrer Herkunftsfamilie beschränkten. Radikale Äußerlichkeit und radikale Innerlichkeit prägen die Erzählung, in die Sajko immer wieder auch ihre eigene Perspektive einbringt. Mit Alida Bremer verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit.

S. Scholl

Ivana Sajko, *1975 in Zagreb, lebt als Autorin, Regisseurin, Performerin in Berlin. Theatertexte, Romane, Essays. Für Liebesroman erhielt sie zusammen mit ihrer Übersetzerin Alida Bremer 2018 den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt.

Sabine Scholl, *1959, studierte Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaften; lebt in Wien. Lehrtätigkeit u.a. in Wien, Portugal, den USA, Japan. Zuletzt erschien der Roman O. (2020).