programm
»… vom Nichtigen zum Vernichteten«
10./17./24./31.3.
Hör!Spiel!
»Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet! / Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!« Diesen imperativischen Schluss gab Günter Eich seinem Hörspiel Träume als Reaktion auf den Entrüstungssturm nach der Ursendung im Jahr 1951: Das Hörspiel zeigt Gewalt und Leid als existenzielles Grundprinzip und schrieb Gattungsgeschichte.
Im Eich’schen Sinn Sand und unnützen Liedern gleichen auch die Hörstücke dieses Programms. Erkundet wird, wie Gert Jonkes eigengesetzliche Sprachwelt im akustischen Medium tönt (10.3.). Live-Hörstücke erproben den Ausstieg aus Kapitalismus und Patriarchat (17.3.). In Erinnerung an Gewalt gegen Rom*nija geht es um öffentlichen Diskurs und Medienethik (24.3.). Natascha Gangl & Rdeča Raketa stellen Klangcomics nach Bildern des Surrealisten Roberto Matta vor (31.3.).
A. Stabauer
Ö1 – RADIOPHONE WERKSTATT
Hör!Spiel!
Gespräch mit Hörproben
Mit Stecken! Stab! und Stangl! reagierte Elfriede Jelinek auf die Ermordung von vier Roma in Oberwart am 4. Februar 1995. Die abwehrenden, sensationslüsternen oder offen rassistischen Spekulationen der Medienöffentlichkeit über die noch unbekannten Täter*innen macht Jelinek mittels radikaler Zuspitzung in ihrer historischen Kontinuität kenntlich.
Im Gespräch mit Walter Reiss und Christian Fischer soll es um mediale Darstellung von Gewalt, publizistische Arbeitsprozesse und journalistisches Ethos im Umgang mit polarisierenden Themen gehen – und darum, wie sich die Antworten auf diese Fragen in den vergangenen 30 Jahren verändert haben.
Walter Reiss , *1951, 1974–2014 Redakteur, Regisseur, Gestalter beim ORF. Moderator und Publizist zu politischen und gesellschaftspolitischen Themen, u.a. Filmdokumentation mit Zeitzeug*innen zum Jahr 1938.
Christian Fischer, *1963. Fotografie-Studium bei Friedl Kubelka, 1992–1999 Leitung der Fotoredaktion des Falter, heute Videojournalist bei Der Standard.at.
Eine Fotografie aus den 1930er Jahren, die Rom*nija während einer Polizeirazzia in ihrer Siedlung im südburgenländischen Buchschachen zeigt, gab Peter Pessl den Anstoß zur Realisierung eines lange geplanten Hörstücks. Evokative, jedoch nicht dokumentarische Sounds montiert er mit einem von ihm gesprochenen Langgedicht, das einer Anrufung gleicht: »Mein Interesse gilt dabei ganz besonders den gleichsam an die Grenze der Sichtbarkeit und darüber hinaus Gedrängten (...), die in dem Moment, in dem wir sie zu betrachten suchen, dabei sind, sich in den Nebeln der Geschichte für immer zu verlieren.«
Peter Pessl, *1963; Autor, Radiokünstler. Zuletzt: Ah, das Gasthaus der Wilderness! Prosagedichte (2023).
Andreas Jungwirth, *1967; Hörspiel-, Theater-, Buchautor. Viermal im Jahr stellt er in der Alten Schmiede radiophone Werke aus der Produktionswerkstatt von Ö1 vor.