Die Sichel 14
Die Sichel 14
Heft 14, Frühling 2025, 5. Jahr
50 Jahre Alte Schmiede
In seiner Einleitung zu einer Auswahl von Texten Hegels versucht Friedrich Heer Hegels Antlitz in Worte zu fassen: »Große, weit offene Augen; die Augen eines großen Kindes, eines genialen Kindes, das, wie im Biedermeier nicht selten, Züge des Kindhaften und des Greisenhaften vereint, so sieht uns Hegel heute noch an auf dem bekannten Stich. Die Augen, die großen, weit offenen, manchmal etwas angestrengt und überanstrengt sehenden Augen bekunden aber das archaische Vertrauen, das diesen letzten großen Denker Alteuropas prägt. Es ist Selbstvertrauen des denkenden und des glaubenden Menschen, ist Seinsvertrauen, ist ein Wissen und Glauben, das im Abgrund des Seins und der Schöpfung, dort wo Gut und Böse, Bitteres und Süßes, wo Freude und Schmerz, Leben und Tod noch miteinander und ineinander hausen, alles gut ist.«
Im Juni 1975 eröffnete eine Lesung Friedrich Heers das Literaturprogramm der Alten Schmiede, Ilse Aichinger las am Tag danach, es folgten binnen fünfzig Jahren Lesungen von weit über 6.000 Autorinnen und Autoren.
Dieter Bachmann, im aktuellen Literaturprogramm im Rahmen eines Autorenprojekts zu Gast in der Alten Schmiede, stellt uns für diese Ausgabe der Sichel eine modifizierte Fassung des Nachwortes eines in Arbeit befindlichen Buches über Max Frisch zur Verfügung. László Végel, der im Februar seinen autobiografischen Roman Unsere unbegrabene Vergangenheit in der Alten Schmiede vorgestellt hat, erinnert in seinem Beitrag an den ungarischen Schriftsteller Ervin Sinkó, die Rubrik Wiedergelesen an Ilse Aichinger.
Walter Famler