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Das Schlimmste auf der Welt sind Vorurteile …

Blog, 5. Juni 2024
Als Einstimmung auf die Reihe Literatur für Schüler*innen in unserer nächsten Veranstaltungssaison können Sie hier Auszüge aus einem Gespräch zwischen Renate Welsh und Lena Brandauer im Blog der Alten Schmiede nachlesen, das am 15. April 2021, im Anschluss an die Lesung der Autorin aus dem Erzählband Kieselsteine (Czernin 2019) stattfand. Der Band enthält eine Auswahl von Geschichten über das Aufwachsen Renate Welshs im Österreich der 1940er- und 1950er-Jahre.
Das Gespräch basiert auf einer Fragensammlung der an der Veranstaltung teilnehmenden Schüler*innen, die Aufgrund der Pandemie-Verordnungen leider nicht selbst in die Alte Schmiede kommen, der Lesung aber per Video beiwohnen konnten.

LB: Was interessiert Sie am Schreiben für Kinder und Jugendliche?
RW: Ich dachte schon immer: Das Schlimmste auf der Welt sind Vorurteile. Sie hindern uns daran, andere Menschen wirklich zu sehen, wirklich wahrzunehmen, ihnen wirklich zuzuhören. Sie verstopfen uns die Ohren und setzen uns Brillen auf, durch die wir nicht klar sehen können. Und ich dachte, dass man dort anfangen muss, wo die Vorurteile noch nicht das ganze Gewebe eines Menschen durchfressen haben wie ein gefährliches Unkraut. Man muss dort anfangen, wo es noch möglich ist, das Unkraut auszurupfen. Deswegen beschloss ich mit Kinderbüchern anzufangen und Kindern Mut zu sich selbst zu machen. Denn in dem Moment, in dem sie wirklich Mut haben, sie selbst zu sein, haben sie auch Mut, dem anderen wirklich zuzuhören, den anderen wirklich zu sehen. Ich glaube, das ist ein Teufelskreis, den man nur durchbrechen kann, wenn man aufhört zu glauben, man müsse fremden Kriterien genügen.

LB: Es war Ihnen also wichtig, den Kindern Alternativen für ihr Denken und Handeln zu bieten.
RW: Etwas gegen die Angst zu tun und für die Verantwortung vielleicht, ja.

LB: Welche Erfahrungen machten Sie selbst als Kind mit dem Lesen von Kinderliteratur?

RW: Bücher hatten auch eine Trostfunktion für mich, als ich ein Kind war. Zum Teil klingt das ganz arg verkitscht, aber ich kann mich erinnern, dass ich mit den Märchen von Hans Christian Andersen am Schoß in meinem Baumhaus gesessen habe und ganz sicher war, dass mein geliebter Großvater in Wien sitzt, in seinem roten Sessel, und genauso traurig darüber ist, dass ich nicht da bin, und zur selben Zeit Die kleine Seejungfrau liest und auch weint, und dass da ein Band zwischen uns ist. Das war zum Teil magisches Denken: Wenn man weint über einen anderen, oder eine andere, dann sind die Tränen nicht so bitter wie die Tränen über einen selbst.

LB: Das Lesen hatte hier eine beziehungsstiftende Funktion – ein beim Lesen mit Kindern generell zentraler Aspekt.
RW: Ich glaube, das Vorlesen hat eine ganz wichtige Funktion. Nicht nur, weil das Buch wichtig ist, sondern auch die Situation des Vorlesens. Der Mensch, der vorliest, ist da und kann nicht weglaufen, solange das Buch nicht fertiggelesen ist: »Ich hab dich, solange du das Buch noch nicht fertiggelesen hast.« Es ist eine bestimmte Form von Sicherheit. Es ist eine Form von Zärtlichkeit. Und es gibt ja nicht genug Zärtlichkeit auf der Welt.

LB: Sie schreiben neben Kinder- und Jugendbüchern auch für Erwachsene. Was unterscheidet das Schreiben für diese unterschiedlichen Leser*innengruppen? Und kann man zwischen Kinder-, Jugend- und Allgemeinliteratur Ihrer Meinung nach überhaupt eine klare Grenze ziehen? Ich selbst finde – und hier ergänze ich die Fragen der Schüler* innen –, dass man Bücher wie
Johanna (1979) oder Dieda oder Das fremde Kind (2002) im Erwachsenenalter noch genauso gut lesen kann.
RW: Das sehe ich auch so. Ich glaube nicht, dass man, wenn man für Kinder schreibt, nur einen Teil seines Kopfes oder seines Herzens verwendet, sondern man tut es ebenso wie bei Büchern für Erwachsene mit allem, was man ist, und allem, was man kann. Man kämpft genauso mit der Form. Es ist ein ebenso großer Kampf, eine Situation, einen Gedanken in Sprache zu fassen. Man erlaubt sich manche Dinge vielleicht nicht. Ich würde mir zum Beispiel nicht erlauben, etwas absolut Hoffnungsloses für Kinder zu schreiben. Aber eigentlich würde ich auch nicht etwas absolut Hoffnungsloses für Erwachsene schreiben wollen. Man kann es sich in der Hoffnungslosigkeit auch ganz bequem einrichten. Deshalb ist es wichtiger, in der Hoffnungslosigkeit noch einen Funken Hoffnung zu suchen, als sich in ihr zu suhlen.

LB: Kommen wir zum ihrem autobiografischen Erzählband
Kieselsteine. In teils fragmentarisch bleibenden, teils detailliert geschilderten kurzen Texten erinnern Sie sich darin an ihr Aufwachsen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren.
RW: Ich möchte gern vorausschicken, dass für mich die Kieselsteine in erster Linie eine Möglichkeit waren, Danke zu sagen an Menschen, die für mich wichtig waren. Zum Teil Verwandten, zum Teil aber auch Personen, die nur für kurze Zeit eine Rolle in meinem Leben gespielt haben und dann wieder aus ihm verschwunden sind. So wie es jedem Menschen manchmal passiert, dass er jemanden aus den Augen verliert und plötzlich merkt, dass er ihm nie »Danke« gesagt hat.
Der Titel bezieht sich auf den jüdischen Brauch, Menschen einen Kieselstein auf das Grab zu legen, so wie man auf christlichen Friedhöfen eine Blume auf das Grab legt. Ich habe etwas gegen Denkmäler, wenn sie nicht zum Anlass für »Denken« genommen werden. Aber Kieselsteine habe ich sehr gern. Es ist also nicht so sehr meine Biografie, sondern eher ein Kreis von Menschen, die da stehen und die mich irgendwann ein Stück weit getragen haben, oder für mich Lichter gewesen sind.

LB: Den Schüler*innen ist aufgefallen, dass Kieselsteine auch ein Märchenmotiv sind. Hat das bei der Titelwahl ebenfalls eine Rolle gespielt?

RW: Ich habe nicht wirklich daran gedacht. Aber ich glaube, das Motiv ist im Hintergrund gestanden: Kieselsteine als Wegweiser, an denen entlang du deinen Pfad findest. Es ist ja oft so, dass es schwierig ist, zu wissen, in welche Richtung man sich wenden soll. Und die Steinchen vermitteln das Gefühl, dass es dort, wo sie liegen, weitergeht. Und so war es auch in meinem Leben: Immer wenn ich es am dringendsten notwendig hatte, war irgendein Mensch da und hat mir das gegeben, was ich gerade wirklich gebraucht habe – an Zuwendung. Manchmal waren es kleine Freundlichkeiten, manchmal waren es große Freundlichkeiten, manchmal waren es Freundlichkeiten, die so verpackt waren, dass man sie gar nicht als solche erkannte.

LB: Auf welche Weise verbinden sich in dem Buch reale Erinnerungen mit fiktionalen Elementen?
RW: Das ist schwer zu beantworten. Ich habe zwar ein Elefantengedächtnis. – Das ist kein Verdienst, ich habe auch in der Schule davon gelebt, dass ich ein gutes Gedächtnis habe. – Trotzdem kann man sich nie sicher sein. Wenn ich mit meiner zwei Jahre jüngeren Schwester über die gemeinsame Vergangenheit spreche, dann ist ihre Vergangenheit völlig anders als meine. We can only agree to differ.
Seltsam ist, dass beim Schreiben immer wieder Erinnerungen hochkommen, die vorher nicht da waren. Das ist ein Prozess, den ich auch immer wieder beobachten kann, wenn ich mit anderen Menschen in Schreibwerkstätten arbeite, im Moment des Schreibens tauchen Erinnerungen auf, von denen sie gar nicht wussten, dass sie sie haben.

LB: Schreiben als Erinnerungsarbeit also?
RW: Ich denke, dass Schreiben immer Erinnerungsarbeit ist, die dich dann an einen Ort führen kann, von dem du nicht wusstest, dass du ihn gesucht hast. Als ich zum Beispiel Johanna geschrieben habe, habe ich eine Figur erfunden, weil ich glaubte, dass ich sie aus dramaturgischen Gründen brauche – als Gegengewicht zu einer anderen Figur. Als die reale Johanna das Buch endlich las, hatte ich schreckliches Bauchweh. Sie hatte sich ja geweigert, es in den Fahnen oder im Manuskript zu lesen, sondern es erst gedruckt gelesen, als es schon gedruckt dalag. Da hat sie gesagt: »Also, ich möchte nur wissen, wieso du auch das geschrieben hast, was ich dir nicht erzählt habʼ.« Ich habe gedacht, sie wird sagen: »Sag amal, was schreibst denn da für an Blödsinn?« In Wirklichkeit habe ich aber erfunden, was ihre Wahrheit war. Und das hat mit Esoterik gar nichts zu tun, sondern mit der Genauigkeit, mit der du dich schreibend einlässt auf eine Situation und auf einen Charakter. So genau lasse ich mich auf mich nicht ein, im Normalfall, wie ich mich schreibend auf mich einlassen muss.

LB: Die Schüler*innen haben sich in ihren Fragen auch mit der Perspektive, aus der Sie erzählen, befasst. Ich fasse ihre Fragen folgendermaßen zusammen:
Einige Geschichten in
Kieselsteine sind als Ich-Erzählungen und andere als personale Erzählungen verfasst. Außerdem besteht im Buch ein Spannungsverhältnis zwischen dem älteren, rückschauenden Ich und dem kindlichen Ich, die abwechselnd zu Wort kommen. Hier wird der Vorgang des Erinnerns auf Erzählebene mitreflektiert. Mit welchen Überlegungen standen diese Entscheidungen in Zusammenhang?
RW: In der Erzählung »Rituale« geht es um den Abschied von meinem Vater, der sich aufs Sterben zubewegt, und um meine Unfähigkeit, ihn gehen zu lassen. Das musste eine andere Erzählhaltung sein als ein kindliches Ich. Das hatte da nichts verloren. Bei der Geschichte über den Apotheker-Großvater war mir die Mischung aus Nähe und Abgrenzung wichtig, die ich auch formal hineinkriegen musste. Bei der Geschichte über den anderen Großvater war es mir hingegen überhaupt kein Bedürfnis, mich abzugrenzen. Jemand, der gestorben ist, als du acht Jahre alt warst, der ist in der Erinnerung ja nur hell. Er hat nicht lange genug gelebt, dass sich Reibungsflächen zwischen uns hätten schieben können. Es gab noch keine Reflexionsebene. Er war quasi ein guter Engel. Das war so wie mit meiner Mutter. Diese Lichtgestalten kannst du nicht als Menschen mit Ecken und Kanten beschreiben. Ich habe versucht, die Erzählhaltung anzupassen an die Art der Beziehung.
Da ich irrsinnige Angst davor habe, ein Text könnte schwülstig und gefühlig werden, habe ich versucht, mich zurückzunehmen. Und das ist natürlich auch immer ganz schön schwierig.

LB: Gerade in Bezug auf die Kindheit hat man ja oft stark emotional geprägte Erinnerungen …
RW: Ich wollte der Gefühligkeit ausweichen und so den echten Gefühlen Raum geben. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist auf unsentimentale Weise Gefühlen Platz zu lassen. Das war nicht immer einfach. Zum Teil habe ich es versucht, indem ich den Gefahren der Adjektivitis – den überflüssigen Adjektiven – ausgewichen bin, wo immer es geht, und keine Nominalisierungen zugelassen habe und so weiter. Du kannst dem ja ausweichen, indem du weitgehend die Sprache so schlank hältst, wie es nur geht. Ich bilde mir ein, dass das eine Möglichkeit ist: Eine schlanke Sprache, die keine Rüscherln zulässt.

LB: Viele der Erzählungen sind in den Kriegs- und Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkriegs situiert. In welchem Ausmaß war Ihnen als Kleinkind die Situation während des Nationalsozialismus bewusst?
RW: Als Gefahr? Ja, aber vage, ohne scharfe Konturen, was es noch bedrohlicher machte… Ich habe eine ganz starke Erinnerung daran, dass »Tumor« und »Nazis« zwei Wörter sind, die man nicht sagen darf. Meine Mutter ist an einem Hirntumor gestorben und wenn du das Wort »Tumor« sagst, fangen die Leute an zu weinen. Das sind gefährliche Wörter und denen weichst du aus.

LB: Die Erinnerungen an mehrere schockartige Kindheitsereignisse sind in diesem Fall stark miteinander verknüpft …
RW: Als Doktor Helmut Leiter gesagt hat, dass er eine Anthologie über die NS-Zeit machen möchte – Damals war ich vierzehn (1979) – mit allen, die bei Jugend und Volk damals Kinderliteratur schrieben, habe ich ihm gesagt, dass ich über diese Zeit nicht schreiben kann, weil für mich der Tod meiner Mutter und der Krieg ein Knäuel sind, das ich nicht entwirren kann. Außerdem sind für mich die Nazis und der Vater meine Stiefmutter so verwoben, dass ich sie einfach nicht auseinander bekomme – das ist eine Gemengelage. Der alte Mann war für mich unheimlich, grausam und ekelhaft, er kommt auch in dem Buch Dieda oder Das fremde Kind vor. Meine Schilderung ist natürlich parteiisch, ungerecht.

LB: Im Buch ist es öfter so, dass man als Lesende das Gefühl bekommt, die Kommunikation zwischen den Erwachsenen und dem Kind findet nicht statt – ich fasse auch hier wieder einige Fragen der Schüler*innen zusammen: Man hat den Eindruck, dass das Kind – heimlich unter dem Tisch sitzend – einige schwierige Situationen mitbekommt und sich dann seinen eigenen Reim daraus machen muss. Wie ist das zu verstehen? Spiegelt das die eigene Überforderung der Erwachsenen in dieser Zeit oder wollten diese das Kind damit auch schützen? Hat es vielleicht auch mit den damaligen Erziehungsvorstellungen zu tun?
RW: Ich glaube, die Vorstellung, dass Kinder so viel denken, wie Kinder in Wirklichkeit denken, die hatten Erwachsene damals nicht. Außerdem waren sie völlig mit sich selbst beschäftigt. Sie waren mit ihren eigenen privaten und öffentlichen Problemen so überfordert, dass sie überhaupt nicht geahnt haben, was in diesem seltsamen Kind vorgeht. Ich glaube, ich habe auch eine Art gehabt, die die Erwachsenen wahrscheinlich in Frage gestellt hat, obwohl ich das ja gar nicht wollte. Ich wollte nur geliebt und anerkannt werden. Aber ich habe sie gleichzeitig in Frage gestellt durch meine Art zu fragen.

LB: Nicht zuletzt aufgrund des Krieges ist das Kind im Buch häufig mit Todesfällen konfrontiert und der Friedhof ist ein zentraler Handlungsort. Wie war zu dieser Zeit der Umgang mit dem Tod?

RW: Dadurch, dass der Vater Arzt war, habe ich sehr oft erlebt, dass er von Toten nachhause gekommen ist und gesagt hat: »Die Frau Sowieso ist gestorben.« Und ich hatte ständig das Gefühl, dass der Vater in irgendwelchen anderen Sphären zuhause ist. Man konnte ihn nicht behandeln wie andere Menschen, sondern er war etwas Besonderes. Weil er mit Leben und Sterben zu tun hatte, musste man ganz ehrfürchtig sein. Und wenn er einmal unberechenbar und ungerecht war, dachte ich, es sei, weil er eben etwas anderes war. Ich habe ihn ja vergöttert.

LB: In Ihrem Buch spielen neben Familienmitgliedern auch viele Bewohner und Bewohnerinnen des Hauses, in dem Sie aufwuchsen, eine Rolle. Das hat die Schüler*innen in mehreren Fragen beschäftigt – ich selbst musste bei der Lektüre öfter an das Sprichwort denken, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Und in ihrem Erzählband ist es ja auch so, dass es für das Kind eine ganze Reihe von wichtigen Bezugspersonen gibt – wie verhält es sich mit den Bezugspersonen für das Kind?
RW: Ja, Frau Suchadownig war zum Beispiel ganz wichtig und Millie, die Wirtschafterin des Großvaters. Sie waren beide Respektspersonen und ganz wichtige Menschen im Haus. Sie waren wirkliche Autoritäten vor denen auch der Vater Respekt hatte. Das hat sie in mythische Dimensionen erhöht. Ich habe gleichzeitig extreme Formen von Patriarchat und extreme Formen von Matriarchat erlebt. Das finde ich schon spannend, dieses seltsame Zusammentreffen von ganz unterschiedlichen Regierungsformen. Nur für so etwas wie mich war da kein Platz.

LB: Können Sie uns vielleicht abschließend noch einen kleinen Ausblick auf Ihr neues Buch geben? Wie kam es dazu, dass Sie jetzt die Fortsetzung von Johanna geschrieben haben, nämlich Die alte Johanna (2021)?
RW: Als Johanna herauskam, hatte ich zwei lustige Erlebnisse. Zum einen hat meine andere Nachbarin, eine richtige, gestandene Bäuerin, gesagt: »Das ist total unfair. Über die Frau Ramser haben Sie ein Büchel geschrieben und ich muss mir meinen Grabstein selber kaufen.« Da habe ich gedacht, dass ich jetzt endlich angekommen bin und einen ordentlichen Beruf habe. Denn in einem Land wie Österreich, wo ein schöner Grabstein wichtiger ist als fast alles andere, beinahe noch wichtiger als ein großes Auto, ist das etwas, wenn ein Buch so viel wert ist wie ein Grabstein. Zum anderen hat Johanna, als sie alt war, immer wieder zu mir gesagt: »Weißt, wir müssten eigentlich einen zweiten Band schreiben.« Also nicht: »Du musst den zweiten Band schreiben!«, sondern »wir müssten«. Und als sie zehn Jahre tot war, habe ich immer wieder gedacht, dass ich quasi noch eine Bringschuld habe, weil diese Frau für mich ein Beweis dafür war, dass ein Mensch, der so elend schlechte Karten hat, der so unglaublich schlechte Voraussetzungen zugeteilt bekommen hat, es trotz allem schaffen konnte, daraus ein Leben zu machen und ein großzügiger, liebender, lebendiger Mensch zu werden. Das ist eine Hoffnungsperspektive. Manchmal, wenn ich nahe daran war, sehr zu verzweifeln, hatte ich das Gefühl, dass sie einem ein Fenster aufmacht. Deshalb habe ich beschlossen, über sie zu schreiben.

LB: Danke für das interessante Gespräch!

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.