der hammer 106
Adalbert Stifter
Adalbert Stifter – Michael Donhauser
Jänner 2020
In seiner historischen Erzählung Witiko (1867) widmet sich Adalbert Stifter auf rund 1000 Seiten der Gründungsgeschichte des Königreichs Böhmen im 12. Jahrhundert und dem jungen Ritter Witiko, Nachkomme eines einst mächtigen Herrschergeschlechts. Bei der Darstellung der politisch-historischen Konflikte wählt Adalbert Stifter eine ungewöhnliche sprachliche und erzählerische Form, gekennzeichnet durch die epische Breite der Erzählens, die litaneiartige Aneinanderreihung von Dingen und Vorgängen, die durch Wiederholung bedeutsam werden – Stifter fand zu der wohl berechtigten Einschätzung: „Mit dem ‚Witiko‘ werden mich die Leute erst in hundert Jahren verstehen.“
Michael Donhauser eignet sich in Waldwand. Eine Paraphrase (2016) Stifters Erzählung an, indem er Witiko beschreitet, umschreitet und mit ihm in ein Gespräch tritt. So lädt Donhauser nicht nur ein, Stifters
erzählerische Form und seine Konzepte von Ethik, Politik und Geschichte
zu entdecken, sondern er lässt die LeserInnen vor allem an seiner
poetischen und persönlichen Lesebegegnung mit dem Witiko teilhaben.
Theresia Prammer, Thomas Assinger und Astrid Nischkauer stellen ihre
Lesearten von Michael Donhausers Stifter-Paraphrase Waldwand vor.