der hammer 59
Autorenalphabet: S: SCHUTTING, Julian
Aus dem österr. Autorenalphabet: S: SCHUTTING, Julian
Oktober 2012
Julian Schutting nimmt mit seinem seit 1973 publizierten und um die 40 Buchpublikationen und mehrere Hörspiele umfassenden Werk eine singuläre Stellung in der österreichischen Gegenwartsliteratur ein. Seine bis an die äußersten Grenzen der syntaktischen Möglichkeiten der Sprache geführten Texte bilden zugleich Ausgangs- und Zielpunkte extremer gedanklicher Spannungen zwischen der Wahrnehmung realer Gegebenheiten und Imagination materieller und ideeller Möglichkeiten. Schutting hält auf die Art des »sic et non« der scholastischen Tradition eine stete Erwägung der Phänomene in Gang, die von groben Denkmustern und manifester Gewalt bis zu transzendierenden Überhöhungen und zu ans Himmlische rührenden Graden der Verzückung reichen. Letztlich führt diese Art der Auseinandersetzung, die vor einer radikalen Befragung »kanonisierter« Sätze und Gewissheiten nicht zurückschreckt, zur Lehre der »Doppelten Wahrheiten« zurück, der Schutting eine adäquate Ausdrucksform gewinnt, die als literarische Disputation verstanden werden kann.
Zum 75. Geburtstag des Autors Ende Oktober erschien ein in Prosa und
Gedichten gefasster großer Gesang an die Liebe unter dem Titel Die Liebe
eines Dichters. Der Hammer veröffentlicht zum ersten Mal einen seiner
neuesten Texte, das Poem Am Mississippi.
Die Galerie der
Literaturzeitschriften der Alten Schmiede zeigt erstmals öffentlich
Julian Schuttings motivische Fotoserien, die Querverbindungen zu seiner
literarischen Arbeitsweise erlauben.
Der Schriftsteller Martin
Kubaczek hat im März 2010 in der Alten Schmiede ein Julian Schutting
gewidmetes Colloquium geleitet, an dem der Dichter Franz Josef Czernin,
der Literaturwissenschaftler Klaus Amann, Schuttings langjährige
Lektorin Astrid Graf und Julian Schutting selbst teilgenommen haben.
Hier sind die Erkenntnisse und Interpretationsansätze dieses Colloquiums
zusammengefasst.