der hammer 50
Autorenalphabet A: AICHINGER, Ilse
Aus dem österreichischen Autorenalphabet A: AICHINGER, Ilse
Juni 2011
Am 11. Juni 1975 las die damals in Großgmain bei Salzburg lebende Schriftstellerin Ilse Aichinger zum ersten Mal in der neu gegründeten Alten
Schmiede. Für den ersten Programmleiter des Literarischen Quartiers, Reinhard Urbach, stand damals außer Zweifel, dass für die erste belletristische Veranstaltung des Hauses nur das kompromisslose, stets um entschiedene Genauigkeit des sprachlichen Ausdrucks kämpfende Werk Aichingers in Frage kam.
»Schlechte Wörter«, die Sammlung programmatischer Erzählungen, aus der die Autorin bei dieser Gelegenheit gelesen hat, formuliert ihre radikale
Absage an jede Kumpanei der Literatur mit den alltäglichen Verschleierungen des öffentlichen und privaten Sprachgebrauchs.
Ilse Aichingers Lesung stand am Anfang eines mittlerweile rund 4.900 literarische Veranstaltungen umfassenden Literaturprogramms, das im Lauf von sechsunddreißig Jahren eine substantielle Auseinandersetzung mit allen Facetten ihres Werkes geführt und einen kontinuierlichen Dialog zwischen der Autorin und dem Wiener Publikum gesichert hat.
Als Erinnerung an jene erste Lesung Ilse Aichingers in der Alten Schmiede und als Vorbote des 90. Geburtstags der Autorin am 1.11.2011 bringt der Hammer einen ihrer zuletzt veröffentlichten kurzen Prosatexte aus dem Standard, eine ausführliche Analyse des für ihr Werk zentralen Motivs der Hoffnung durch die in Tokyo lehrende vergleichende Literaturwissenschafterin Christine Ivanovic sowie eine Kombination von Interview und Bericht in der Presse zur Lesung des Jahres 1975.
1980 hat in der Alten Schmiede ein fünftägiges Symposium zum Werk Ilse Aichingers stattgefunden.