der hammer 30
EINGEFREMDET. Das Andere in Einem
EINGEFREMDET. Das Andere in Einem. Einige literarische Berichte
September 2008
Wie es sich um das Fremdsein verhält, gehört zu den großen Themen der Literatur.
Dass auch sie immer wieder ihr eigenes Fremdsein erfinden, zu erkennen und gestalten suchen muss, gehört zu den Aufgaben, die sich jeder einzelne Autor, jede Autorin immer wieder von neuem stellt. Einerseits ist diese Auf gabe eine selbstgewählte, andererseits eine, die die Umstände den Schrei ben den nicht selten aufzwingt. Viel zu oft aber ist die Erfahrung des Fremdseins eine, die in der Mentalität und der Macht einzelner Personen wurzelt, die über andere Menschen bestimmen, meist ohne diese zu kennen.
Die aktuelle Ausgabe des Hammer kann durch die dankenswerte Vermittlung Judith Krölls (Forscher ohne Grenzen: www.researchers without borders.at) literarische Texte von fünf als Asylsuchende in Österreich lebenden Autorinnen und Autoren zu denen einiger anderer mit der Stadt Wien auf ihre Weise verbundenen Dichter in Verbindung setzen. Von innen, von außen entstehen so Perspektiven auf das, was wir allzu oft einfremden und einfärben, wie wir es wollen: auf die Realitäten, Abgründe und Träume vom Da- und Dortsein. Und die in den Texten nun für den Moment sprachlicher Äußerungen vor uns liegen, als vielschichtige Erfahrungsberichte, als Übersetzungsversuche, als Darstellungs notwendigkeiten in andere, noch ungesprochene Sprachen.Michael Hammerschmid