der hammer 74
Friederike Mayröcker
Friederike Mayröcker
März 2015
Die Dichterin Friederike Mayröcker ist durch mehr als sieben Jahrzehnte
literarischen Schaffens einer existentiellen Zielsetzung gefolgt und
treu geblieben, die in seinen Anfängen schon als unverstellte,
»natürliche« Sehnsucht und Hoffnung aufscheint, sich dann durch die
Jahrzehnte mit wichtigen dichterischen Programmen der künstlerischen
Moderne des 20. Jahrhunderts zugerüstet hat: der Absicht,
Diskontinuitäten und Brüche des Lebens, das kategorisch Geschiedene und
Disparate der Lebenserscheinungen, das Schmerzliche und Vergehende der
Empfindung, das Strahlende und Erhebende der Kunst, die in ihrer
Unbedingtheit tröstliche Natur in einen ganzheitlichen Strom des
Bewusstseins zu verwandeln, der in der zentralen Behauptung des Schönen,
des Unverbrüchlichen, aufgehoben ist.
Mit einer Vielzahl literarisch-öffentlicher und »privater« Stimmen, die sie in ihrem Werk herbeiruft, verhilft sie jedem Einzelnen zu einer gemeinsamen Präsenz, ohne es je seiner Eigenheit zu entheben.
Friederike Mayröcker ist eine Welt-Dichterin von einzigartiger Prägung, deren Werk die Alte Schmiede seit dem Beginn ihrer Tätigkeit vor 40 Jahren begleitet hat.
An drei Abenden, am 15.12., 17.12. und 18.12.2014, wurden hier unmittelbar vor dem 90. Geburtstag der Autorin die reichhaltigen Register ihrer in mehr als 100 Büchern ausgefalteten Dichtung auf unterschiedliche Weise besprochen. Diese Ausgabe des Hammer dokumentiert einen Teil des Geschehens in diesen Veran-staltungen und fügt sich in den großen Resonanzraum ein, der sich in den letzten Jahrzehnten europaweit um Mayröckers Werk gebildet hat.