der hammer 83
Gerald Bisinger
Gerald Bisinger. Lyrikfestival Poliversale
Mai 2016
80 Jahre wäre der 1936 in Wien geborene Dichter Gerald Bisinger im Juni dieses Jahres geworden. Seine Dichtung liest sich heute, 17 Jahre nach seinem Tod, als ein nach wie vor ästhetisch unverbrauchtes Vermächtnis einer Poetik und Schreibkultur, die auf die Sprache der Poesie als Mittel der Erkenntnis setzt, sich der lateinischen Dichtung als ideellem Referenzraum verpflichtet und dabei im Gasthaus als Inspirationsort und literarischem Arbeitsplatz verankert ist.
Mit heiterer und bewundernswerter Konsequenz hielt Gerald Bisinger die sensible Selbsterkundung seines Dichter-Ichs als Teil der Welt über rund vier Jahrzehnte in Gang. Die minutiöse Protokollierung seiner Gasthausbesuche – vor allem in Wien und Berlin, aber auch in vielen weiteren Städten – gewährt der Rückschau in die eigene Entwicklung als Mensch, als Lebenspartner, Freund, Vater, Leser, Beobachter und Dichter, aber auch einer einmal bangen, einmal gelassenen Sicht auf die Zukunft einen stabilen Rahmen.
Mit
der folgenden Zusammenstellung von Gerald Bisingers Gedichten möchten
wir im Rahmen des Lyrik-Festivals Poliversale dieser leichtfüßigen und
zugleich melancholischen, großzügigen und einladenden Dichtung, die ihre
Bedingungen offenlegt, von neuem einen belebten Resonanzraum
erschließen.