der hammer 14
Peter Rosei
Peter Rosei:
Schriftsteller mitten in der Gesellschaft
Juni 2006
Im Lauf von 34 Jahren hat der im Juni 1946 geborene Schriftsteller Peter Rosei rund 50 Bücher – Romane, Erzählungen, Aufzeichnungen, Reiseberichte, Gedichte – veröffentlicht und an die zwanzig Theaterstücke und Hörspiele geschrieben. Damit zählt er zu den produktivsten, vielseitigsten und konsequentesten Schriftstellern der österreichischen Gegenwartsliteratur. Wenn Rosei nicht zu den Hätschelkindern der Medien und der plakativen Kulturbetriebsamkeit zählt, so liegt dies in erster Linie an der Klarsicht und Illusionslosigkeit, mit der er das Handwerk des Künstlers betreibt.
Nicht die hochmögende, großsprecherische Geste des Genies, das über allen Verhältnissen erhaben sich den eigenen höheren Zwecken verpflichtet wähnt, charakterisiert sein forschendes Künstlertum, sondern eine ernsthafte und geduldige gedankliche Durchdringung von Gegebenheiten und Verhältnissen. Auch wenn sich der kreative Mensch in einen Abstand zu diesen Gegebenheiten versetzen muß, um zu seinen Erkenntnissen gelangen zu können, bedeutet dies immer noch nicht, damit eine Position der Überlegenheit gewonnen zu haben. Denn die Künste sind und bleiben im Verständnis Roseis stets zugleich ein Teil der gesellschaftlichen Gesamtheit. Daß den Künsten vor den Wissenschaften die Fähigkeit der Grenzüberschreitung und der Integrationskraft von räumlich, zeitlich und ideologisch weit Auseinanderliegendem zukommt, sichert ihnen ihren besonderen Anspruch von Wahrhaftigkeit.
Daß zu dieser Wahrhaftigkeit das menschliche Glücksstreben zählt, das vielen Künstlern als banale, den Wissenschaftern als obsolete Größe gilt, bringt Rosei im Gegensatz zu diesen immer wieder ins Spiel seiner erzählenden, dichterischen, aufklärerischen Weltbeobachtung und zeichnet sein umfassendes Werk in besonderer Weise aus.