der hammer 64
REISE-ECHOS
REISE-ECHOS: Amanshauser (A), Widmer (CH), Farah (SO/SA)
Mai 2013
Der Wiener Schriftsteller Martin Amanshauser hat in seinem Autorenprojekt »Falsch reisen – Richtig reisen« vom 16.–27. Mai in der Alten Schmiede sich und seinen Gästen die für das Reisen heutzutage paradoxe Frage gestellt: Wieso wird eine strapaziöse Tätigkeit, die einen aus dem täglichen Umfeld herausreißt und einen von Familie, Freunden und Bekannten entfernt, als derart prestigeträchtig wahrgenommen?
Zum Abschluss seines Projektes veröffentlicht er im Hammer einen vergleichenden Reisebericht zweier Fahrten mit der Transsibirischen Eisenbahn in den Jahren 1992 und 2005.
Verschiedene Arten mit Urs Widmer zu reisen hat der Literaturkritiker Samuel Moser den
Leitfaden seines Streifzuges durch das vielschichtige Werk des
wundervoll einfallsreichen Schweizer Erzählers und Theaterautors Urs Widmer
genannt. Im vergangenen Jahr konnte man sich an dieser kenntnisreichen
Werkanalyse, verbunden mit mehreren Lesepassagen des Autors, in der
Alten Schmiede erfreuen. Es sind Reisen durch spielerisch konstruierte
Gedankenwelten, die Moser als den großen Erzählwerken eines Homer, eines
Vergil und eines Dante ebenbürtig erkannt hat.
Der seit 1999 in Südafrika lebende Schriftsteller Nuruddin Farah
gilt weltweit als literarisches Gewissen Somalias, eines Landes, das es
als politische Einheit nur in der Fiktion gibt. Farah, in seiner Heimat
zum Tode verurteilt, lässt immer wieder die Heldinnen und Helden seiner
Romane aus dem Exil in die Heimat zurückreisen, um dort trotz
permanenter Lebensgefahr und Elend zu versuchen, einen konstruktiven
Beitrag zur Rettung des Landes aus seiner völligen Zerrüttung zu
leisten. So auch in seinem neuesten Roman Crossbones, den er nun in Wien vorstellt.