der hammer 97
Seismographien I
Seismographien I. Autor*innen zur aktuellen politischen Lage
September 2018
Die Veränderungen in unseren Gesellschaften liegen auf der Hand – vor allem die Veränderungen, die das Verhalten der Menschen untereinander betreffen. Die jahrzehntelange totalitäre Indoktrinierung von permanenter Konkurrenz in allen Lebensbereichen, die uns Akteure und Agenten des unkontrollierbaren Systems globaler Kapital-Ökonomie aufzwingen wollen, zeigt schon längst ihre zerstörerischen Folgen in den Außen- und Innenwelten der Menschen. Wahlergebnisse weltweit und die der österreichischen Nationalratswahl 2017 sind Indikatoren dieser unheilvollen Entwicklung. Es herrscht mittlerweile, bedingt durch das totalitäre Expansions- und Ausbeutungsstreben einer auf individuelle Bereicherung ausgerichteten Wirtschaft, längst der permanente Kampfzustand, in sehr vielen Ländern und Regionen der Kampf ums nackte Überleben. Das für Frieden, für den »Normalzustand der Verhältnisse« auszugeben, bleibt den komfortabel gerüsteten Propaganda-Apparaten der Profiteure dieser Anarchie der Stärkeren überlassen.
Zeitgenössische Schriftstellerinnen und Schriftsteller leisten nicht nur
in ihren literarischen Werken Bestandsaufnahmen dieser veränderten und
sich rapide radikalisierenden Lebensbedingungen, sondern sie treten
immer wieder auch als verantwortungsbewusste Staatsbürgerinnen und
Staatsbürger in Erscheinung, artikulieren ihre Beobachtungen in
öffentlichen Kommentaren, Reden und Chroniken. Sie werden damit auf
zweifache Weise zu Seismographinnen und Seismographen unseres Lebens. Um
diese wertvollen Beiträge zur allgemeinen Bewusstseinsbildung als Teile
eines gemeinschaftlichen Gutes erscheinen und in ihrer Verbindung
vielleicht auch weiterhin wirksam werden zu lassen, sammelt die aktuelle
Ausgabe des Hammer öffentliche Beiträge von sieben österreichischen
Autorinnen und Autoren aus den vergangenen Monaten.
Daniel Terkl, Kurt Neumann