der hammer 24
ZEITEN – RÄUME: WELTLITERATUR
ZEITEN – RÄUME
WELTLITERATUR
November 2007
Tomas Venclova ist der namhafteste Dichter Litauens und, nach seiner Ausbürgerung aus der vormaligen Sowjetunion, Literaturwissenschafter
an der renommierten amerikanischen Yale-University. Als Übersetzer vermittelt er u.a. zwischen den Aufbrüchen der russischen und der amerikanischen Dichtung des 20. Jahrhunderts und überwindet so durch Sprache und Politik gesetzte Grenzen. Seine Daseins-Momente verschiedener Jahrzehnte widerspiegelnde Dichtung wird im deutschen Sprachraum erst schrittweise entdeckt und veröffentlicht, u. a. in Verbindung mit bedeutenden, mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Dichterinnen und Dichtern wie Czeslaw Milosz, Günter Grass und Wislawa Szymborska. Tomas Venclova war in den vergangenen Jahren mehrfach Gast der Alten Schmiede in Wien.
Der Schweizer Dichter Felix Philipp Ingold ist ebenfalls Literaturwissenschafter und Übersetzer, er greift Errungenschaften sowohl der westeuropäischen als auch der osteuropäischen poetischen Moderne auf. Seine neueren Gedichte thematisieren die Kippmomente der Existenz zwischen einem unbegrenzten Zustand von Bewusstsein und der dem Individuum eingeschriebenen Endlichkeit, zwischen Augenblick und Dauer.
Ein gemeinsamer Lesungsabend am 26. November führt beide Dichter wieder nach Wien.
Im April dieses Jahres hat der in Bulgarien geborene und erst dort, dann in Deutschland und Kenia aufgewachsene Schriftsteller Ilija Trojanow
drei Vorlesungen über Quellen und Bezugspunkte seines erfolgreichen Romans »Der Weltensammler« gehalten. Zentralfigur dieses Romans ist
der von Europa aus in die spirituellen und sprachlichen Welten Indiens und Arabiens vorgedrungene britische Offizier Richard Francis Burton, dem Ilija Trojanow jahrelang auf drei Kontinenten nachgespürt hat. Davon berichtet Trojanows erste Vorlesung zum Thema »Recherche«.