Die Sichel 12

Die Sichel 12

Heft 12, Winter 2024/25, 4. Jahr

Ken, Barbie, Winnetou und Old Shatterhand

Queer, erklärte mir ein transgegenderter Schulfreund kürzlich, kann man nicht definieren, das müsste man fühlen. Dazu seien alternde Marcusianer nicht in der Lage. Noch aber hat auch Bastian soviel kritische Theorie im Kopf, dass man mit ihm/ihr ein Gespräch über Status und Habitus führen kann. Dass Queerness wesentlich auch habituell verfasst ist, darauf kann man sich mit Bastienne zumindest einigen.
Längst sind auch Transgenderpersonen Rolemodels der habituellen Klasse, noch haben sie den Status von TV-Moderatoren nicht erreicht. Im ORF-Fernsehen prägt eine Ken&Barbie-Doppelmoderation die Dramaturgie der Abendnachrichten. Vielleicht sollte man zwischendurch auch Conchita Wurst zum Einsatz bringen. Möge uns Susanne Daubner in der ARD-Tagesschau lange erhalten bleiben!
Als er vor Jahren noch einmal die Titelmelodie zu den Winnetou-Filmen hörte, da begann es ihn, schreibt Peter Strasser in dieser Ausgabe der Sichel, im Hals zu würgen und er wollte buchstäblich heiße Tränen vergießen. Am Höhepunkt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wiederum prognostizierte Erhart Kästner keinen Indianeraufstand, sondern einen Aufstand der Dinge. Wie und warum »Kulturkriege« den Klassenkampf verdrängt und ersetzt haben, beschreibt Stefano G. Azzarà am Beispiel eines postfaschisierten Italiens.

Walter Famler

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