Die Sichel 6

Die Sichel 6

Heft 6, April 2022/2. Jahr

Krieg und Frieden

In der Ukraine herrscht seit zwei Wochen Krieg. Damit diese Ausgabe der Sichel Mitte April mit unserem Mai/Juni-Programm in den Versand gehen kann, müssen die Druckunterlagen morgen in Vilnius sein. Ob die Lieferung nach Wien via Polen in drei Wochen noch funktionieren wird, ist zu Redaktionsschluss nicht absehbar. Vor vierzehn Tagen erschien ein Krieg in der Dimension und mit all seinen Folgen, wie er durch den russischen Angriff ausgelöst wurde, jenseits unseres Vorstellungsvermögens. Jetzt ist er Realität. Redaktionell war kurzfristig kein Beitrag, der über in Tages- und Wochenpresse Publiziertes hinausweist, zum Thema Ukraine zu generieren. Für die für September geplante Sichel Nr. 7 versuchen wir, adäquate Beiträge von ukrainischen, russischen und österreichischen Autoren und Autorinnen zusammenzustellen.

Deniz Utlus Beitrag in dieser Ausgabe basiert auf seiner Eröffnungsrede bei der vorjährigen Literatur im Herbst zum Thema »Identitäten«, Stefan Gmünder hat uns seine Dankesrede anlässlich der Verleihung des Staatspreises für Literaturkritik zur Verfügung gestellt. Gerrit Confurius´ im Herbst 2020 erschienenes Buch Die Krise als eine schöne Kunst betrachtet ist im Zuge der Corona-Krise im Orkus der Nullwahrnehmung verschwunden und möchte durch sein Schlusskapitel in Erinnerung gerufen werden. Daniel Wissers Auseinandersetzung mit der Funktion von Boulevardmedien erscheint uns über ihre Publikation im Online-Medium ZackZack und im Sammelband Tausend kleine Traurigkeiten hinaus wesentlich, Monika Helfer erweist sich mit ihren Bettgeschichten als phänomenale Autorin der Gattung Kurzgeschichte.
Franz Schuh begeht in diesem Frühjahr seinen 75. Geburtstag. Alfred J. Noll, dessen bildnerische Arbeiten noch bis 30. Mai im Bahoe Art House in der Wiener Fischerstiege zu sehen sind, gratuliert literarisch mit einer außergewöhnlichen Anekdote. Der wiedergelesene Text von Heinz Knienieder verweist auf die Begrenztheit der Kräfte der Literatur.

Dass der Krieg in der Ukraine zu Zeiten, da Sie dieses Heft in Händen halten, bereits vorbei sein wird, scheint nicht realistisch zu sein. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Walter Famler

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