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Montag, 20. März 2023

87. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945

19:00
Oswald Wiener (1935–2021) die verbesserung von mitteleuropa, roman Rowohlt Verlag, 1969
Ferdinand Schmatz LESUNG, KOMMENTAR
Thomas Eder REFERAT
Klaus Kastberger, Kurt Neumann REDAKTION UND MODERATION
Ingrid Wiener DISKUSSIONSMITWIRKUNG

Kaum ein Buch der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur hat eine so wirkungsvolle und zugleich widersprüchliche Rezeption wie Oswald Wieners 1969 erschienene verbesserung von mitteleuropa, roman erfahren: Die Bandbreite reicht von seiner Einschätzung als zentrales Manifest einer sprachkritischen, ja sprachzertrümmernden Neo-Avantgarde bis hin zu seiner Taxierung als erstes postmodernes Werk. Sie sei einerseits eine glühende theoretische Grundlegung der kybernetischen Methode und ihrer Anwendung im glücksverheißenden bio-adapter, der eine virtual reality und die Lösung aller Weltprobleme skizziere, andererseits aber seien der gesamte roman und die Abschnitte über den bio-adapter im Besonderen eine harsche Kritik der behavioristischen Methode und ihrer unausweichlichen Folgen: der Zurichtung des Einzelnen in Staatsverbänden, sein Gesteuertsein von Umwelt, sei es Politik, Gesellschaft, Sprache oder statistische Messwissenschaft. Welche Rolle das Werk für die deutschsprachige Literatur spielt, welchen Stellenwert es im Werk und der Denkentwicklung seines Autors einnimmt, soll ebenso befragt werden wie der Status eines, so der Autor, »Sprachkunstwerks, das Selbstmord begeht«.

T. Eder

Oswald Wiener, *1935 in Wien. Mehrfache Studien und Jobs, Jazztrompeter in Wien bis 1969; nach Gerichtsurteil Flucht nach Berlin, Gastwirt und Studium der Mathematik und Informatik. Einige Jahre Kanada, kanadischer Staatsbürger. Rückkehr nach Deutschland und Österreich Anfang der 1990er Jahre, lebte zuletzt in der Steiermark. 1992–2004 Professur für Ästhetik an der Kunstakademie Düsseldorf. Verstorben am 18.11.2021 in Wien.
Weitere Buchpublikationen: Wir möchten auch vom Arno-Schmidt-Jahr profitieren (1979); Evo Präkogler: Nicht schon wieder! Eine auf einer Floppy gefundene Datei (1990); Probleme der Künstlichen Intelligenz (Hg. P. Weibel; 1990); Schriften zur Erkenntnistheorie (1996); Literarische Aufsätze (1998); Bouvard und Pécuchet im Reich der Sinne. Eine Tischrede (1998); Eine elementare Einführung in die Theorie der Turingmaschinen (mit M. Bonik u. R. Hödicke ,1998); Materialien zu meinem Buch. Vorstellungen (Hg. F. Lesák, 2000); Träume / sogni (mit I. Wiener, 2001).

Ferdinand Schmatz, *1953; Schriftsteller, Essayist, 2012–2020 Professor und Leiter des Instituts für Sprachkunst. Zuletzt erschienen: das gehörte feuer. orphische skizzen (2016); auf SÄTZE! Essays zur Poetik, Literatur und Kunst (2016); STRAND DER VERSE LAUF. Gedicht (2022).

Thomas Eder, *1968; Literaturwissenschaftler und -vermittler. Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik, Universität Wien, Leitung Referat für Corporate Design und Grafik im österreichischen Bundeskanzleramt. Zuletzt: Dieter Roth. Zum literarischen Werk des Künstlerdichters (Hg. mit F. Neuner, 2021); Selbstbeobachtung. Oswald Wieners Denkpsychologie (Hg. mit T. Raab, 2015).

Ingrid Wiener, *1942 in Wien; bildende Künstlerin, Köchin; lebt in der Steiermark.

gemeinsam mit dem Adalbert-Stifter-Institut (21.3.) und dem Literaturhaus Graz (22.3.), mit freundlicher Zustimmung des Jung und Jung Verlags