programm

Montag, 17. März

Es zwitschern und plätschern die Revolten

Hör!Spiel!

10./17./24./31.3.
Hör!Spiel!

»Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet! / Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!« Diesen imperativischen Schluss gab Günter Eich seinem Hörspiel Träume als Reaktion auf den Entrüstungssturm nach der Ursendung im Jahr 1951: Das Hörspiel zeigt Gewalt und Leid als existenzielles Grundprinzip und schrieb Gattungsgeschichte.
Im Eich’schen Sinn Sand und unnützen Liedern gleichen auch die Hörstücke dieses Programms. Erkundet wird, wie Gert Jonkes eigengesetzliche Sprachwelt im akustischen Medium tönt (10.3.). Live-Hörstücke erproben den Ausstieg aus Kapitalismus und Patriarchat (17.3.). In Erinnerung an Gewalt gegen Rom*nija geht es um öffentlichen Diskurs und Medienethik (24.3.). Natascha Gangl & Rdeča Raketa stellen Klangcomics nach Bildern des Surrealisten Roberto Matta vor (31.3.).

A. Stabauer

19:00
Die Bühne wächst
Mathias Müller Text, Stimme
Sebastian Six Sounds, Stimme  
Melusine starrt – eine Hommage an Irmtraud Morgner
Carolin Krahl Text, Stimme, Regie Unter Mitwirkung der Mitglieder des Leseklubs der feministischen Bibliothek MONAliesA in Leipzig: Alexandra Ivanova, Robin Weisbach und Olivia Golde – sowie mit Marika.
Annalena Stabauer MODERATION

Mathias Müller und Sebastian Six nehmen in ihrem Live-Hörstück die alte Idee eines Theatrum Mundi beim Wort und lassen die Welt Szene für Szene als Bühnenkonstruktion neu erstehen. Kaum sind Himmel und Meer voneinander geschieden, ist auch schon unschwer unsere Jetztzeit zu erkennen: Die Mechanik ist überbordend, die Ressourcen werden knapp - aber nicht alle Bühnenarbeiter*innen folgen dem Text.
Carolin Krahl widmet ihr Hörstück Irmtraud Morgner (1933-1990), die in der DDR im Nachhall von Zensurerfahrungen feministische Gesellschaftskritik im Gewand fantastischer, mythologischer und historischer Stoffe verhandelte. Dem Roman Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura (1974) entstammt ihre emanzipatorische Version der Sagengestalt Melusine. Carolin Krahl holt Morgners Melusine in die Gegenwart, wo sie noch immer gebraucht würde, aber entkräftet daliegt. In der widerspenstigen, formal offenen akustischen Erzählung kündigt sich eine Lösung an.

Mathias Müller, *1988. Autor, Teil des Übersetzer*innenkollektivs Versatorium und des Ilse-Aichinger-Hauses, Teilnahme am DRAMA FORUM. 2021 erstes Buch Birnengasse.

Sebastian Six ist ein multidisziplinärer Künstler. Teil seiner Arbeiten sind akustische Experimente, skulpturale Assemblagen, prozessuale Interventionen, die physische Komponente von Klang.

Carolin Krahl, *1988 in Dresden, lebt in Leipzig. Szenische Lesungen, Hörstücke; Teil des Redaktionskollektivs der Zeitschrift PS – Politisch Schreiben. 2024 erstes Buch Wühlen – siehe dazu 18.3.

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