der hammer 53
Autorenalphabet: A: ABISH, Walter
Aus dem österreichischen Autorenalphabet: A: ABISH, Walter
November 2011
Vielen österreichischen Literaturfreunden wird der Name des Schriftstellers Walter Abish im Zusammenhang mit österreichischer Literatur völlig oder weitgehend unbekannt sein, und tatsächlich ist Walter Abish ein amerikanischer Schriftsteller, jedoch ein ganz ungewöhnlicher und in seiner literarischen Eigenheit zumindest nicht »typisch« amerikanisch. Seine Bücher stehen der europäischen literarischen Moderne näher als den verschiedenen amerikanischen Traditionen. Er unterwirft seine Erzählungen äußeren Regeln, Anordnungen und Beschränkungen, wodurch er den Werkansätzen der französisch geprägten Gruppe Ouvroir de Littérature Potentielle (OULIPO) verwandt erscheint.
Walter Abish ist jedoch in Wien geboren, am 24.12.1931, und wuchs im VI. Bezirk nahe des Esterházyparks auf, der Vater betrieb einen Parfümeriehandel im VII. Bezirk. Die Familie Abish konnte im Dezember 1938 Wien verlassen und sich über Italien und Nizza nach Shanghai vor den Verfolgungen der Nationalsozialisten retten.
Seit 1960 ist Walter Abish amerikanischer Staatsbürger, mit seinem Geburtsort hat er sich immer wieder aus der Distanz befasst, vor allem für Thomas Bernhards zwiespältigen Blick auf Wien und Österreich hat er ein subtiles Verständnis entwickelt und sich mit dessen Werk im Zuge seiner universitären Lehrtätigkeit beschäftigt.
Mit dem Doppelblick seines Selbstportraits Double Vision ist Walter Abish auch literarisch nach Wien zurückgekehrt, indem er Szenen seiner Wiener Kindheit rekonstruiert und von einem Besuch der Stadt seiner Kindheit nach Jahrzehnten berichtet. So ist er in einem doppelten Sinn mit Wien und der österreichischen Literatur verbunden und muss auch in einem österreichischen Autorenalphabet genannt werden.
Im Zuge seiner Wien-Besuche in den 80er Jahren hat er auch zwei Mal in der Alten Schmiede aus seinen Büchern gelesen. Diese Hammer-Ausgabe bringt als Gruß aus Wien an Walter Abish zum 80. Geburtstag ein Wien-Kapitel seines letzten Buches, das noch immer nicht auf Deutsch erschienen ist, in einer von der Alten Schmiede in Auftrag gegebenen Übersetzung des Schriftstellers Klaus Hoffer.