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Donnerstag, 21. April 2022

Christopher Spiegl über Ronald M. Schernikau

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Benjamin Quaderer musste seine Teilnahme leider kurzfristig absagen.

Legende, das ist nicht nur der Titel von Schernikaus posthum erschienenem Opus magnum, sondern Legende ist auch Schernikaus Leben (1960–1991) – im Kofferraum aus der DDR geflüchtet als Kind, freiwillig zurückgekehrt als Erwachsener, gestorben an Aids mit nur 31 Jahren. Sein avantgardistisches Formenspiel in Legende ist im ersten Teil des Abends Thema, sein Leben als »schwule Diva« und als Kommunist im zweiten.

18:30
Ronald M. Schernikau Legende Verbrecher Verlag
Benjamin Quaderer
Christopher Spiegl Lesung, Kommentare, Gespräch
Johanna Öttl MODERATION

Nach über 30 Jahren ist der wenige Tage vor Schernikaus Tod vollendete Tausendseiter Legende erstmals in größerer Auflage erhältlich. An der opulenten Textmontage arbeitete er sechs Jahre lang, ohne Aussicht auf eine Veröffentlichung zu Lebzeiten. Zu sehr irritierte Schernikau, der sich noch 1989 in die DDR einbürgern ließ, den zeitgenössischen Literaturbetrieb, denn er begriff sich als Autor, als Schwuler und als Kommunist gleichermaßen, ohne bei einem dieser Aspekte Abstriche machen zu wollen. Dabei hat Legende viel zu bieten: Furios werden avantgardistische Formen des Schreibens mit einem eigenwilligen Klassizismus verschränkt, die großangelegte Montage in Form der Bibel – streng gegliedert in Kapitel, Bücher und Verse – bietet Gattungsreichtum und Witz nebst scharfzüngiger Analyse und Kritik.

C. Spiegl

Benjamin Quaderer, *1989 in Feldkirch, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. Debütroman: Für immer die Alpen (2020).

Christopher Spiegl, *1988, Lehrer und Literaturwissenschafter in Salzburg; Mithg. der Schernikau-Werkausgabe im Verbrecher Verlag.