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Dienstag, 18. Juni

94. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945

19:00
Franz Tumler (1912–1998) Sätze von der Donau Prosa-Gedicht. Kurt Bösch Presse Zürich, 1965; Piper Verlag München, 1972
Sabine Gruber KOMMENTIERENDE LESUNG
Bernhard Judex REFERAT
Klaus Kastberger, Kurt Neumann REDAKTION, MODERATION

»Franz Tumlers in Versen gefasste Sätze von der Donau über den vermutlich europäischsten Strom, der in Deutschland entspringt und durch Österreich sowie über den Balkan ins Schwarze Meer fließt, setzt sich zum Ziel, ›von dem was ein Fluß ist zu schreiben‹. Als genauer Beobachter führt uns Tumler nicht nur zurück in seine Kindheit und Erinnerungswelt, sondern nimmt uns mit auf eine Reise vom Ursprung des Flusses bis zu seiner Mündung. So wird die Donau gegenwärtig und spürbar zu einem lebendigen Geschichtsraum, in den sich Natur- und Kulturgeschichte einschreiben.« (B. Judex)
Franz Tumler nimmt mit seiner impressionistisch getönten Motivkomposition eine explizite ästhetische Gegenposition zu den künstlerischen Vorstellungen der nationalsozialistischen Bewegung, der er sich als junger Erwachsener angeschlossen hatte, ein und erweist sich damit als Autor der literarischen Moderne.

Franz Tumler, *1912 in Gries bei Bozen/Südtirol, übersiedelte 1913 mit seiner Mutter nach Linz; 1930–38 Lehrer in Oberösterreich, danach »freier Schriftsteller«, Mitglied bei der SA, erfolgreicher Autor im nationalsozialistischen Deutschland; 1941 freiwillige Meldung zum Kriegsdienst. 1945 Rückkehr nach Oberösterreich, lebte ab 1954/55 in Berlin; nach einem Schlaganfall 1973 nur mehr eingeschränkte literarische Tätigkeit bis zu seinem Tod 1998.
Zu seinen bekanntesten Werken zählten Das Tal von Lausa und Duron. Erzählung (1935); Der Soldateneid (1939); Ländliche Erzählungen (1944); Der alte Herr Lorenz (1949); Ein Schloß in Österreich (1953). Nach expliziter Abkehr von der NS-Ideologie Hinwendung zur literarischen Moderne. In Südtirol wurde er zu einer literarischen Leitfigur. Der Schritt hinüber (1956); Der Mantel. Erzählung (1959); Nachprüfung eines Abschieds. Erzählung (1961); Volterra. Wie entsteht Prosa (1962); Aufschreibung aus Trient. Roman (1965); Sätze von der Donau (1965); Pia Faller (1973); Landschaften und Erzählungen (1974).

Sabine Gruber, *1963 in Meran, seit 2000 freie Schriftstellerin in Wien. Lyrik, Prosa, Hörspiele, Theaterstücke; zuletzt erschienen u.a. die Gedichtbände Zu Ende gebaut ist nie (2014), Am Abgrund und im Himmel zuhause (2018); Am besten lebe ich ausgedacht (2022), die Romane Stillbach oder Die Sehnsucht (2011; Bühnenfassung 2015), Daldossi oder Das Leben des Augenblicks (2016), Die Dauer der Liebe (2023).

Bernhard Judex, *1969 in Mödling, Studium der Literaturwissenschaft, Publizistik und Kommunikationswissenschaft, seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Literaturarchiv Salzburg, Publikationen über Johannes Freumbichler und Thomas Bernhard, Mitherausgeber der Bernhard-Werkausgabe, Mitherausgabe von Stichwörter zur oberösterreichischen Literaturgeschichte. Eine Auswahl (2012).

gemeinsam mit dem Adalbert-Stifter-Institut, Linz (17.6.)