der hammer 107
Dichterloh 2020
Wortfunde und Sprachpartituren. Lyrikfestival Dichterloh
April 2020
Ein tschechischer Autor, der 38 Jahre seines Lebens in der Psychiatrie in England verbracht hat; der seine Gedichte oft nachts auf Toilettenpapier schrieb, das von den Pflegern regelmäßig entsorgt wurde. Die Arbeiten des Surrealisten Ivan Blatný (verstorben 1990) sind eine prägnante lyrische Position der tschechischen Literaturgeschichte; Jan Faktor und Annette Simon, die Blatný ins Deutsche übersetzt haben, stellen sie im Rahmen von Dichterloh und in diesem Hammer vor.
Einen besonders fein nuancierten Ton bringt Gerhard Kofler (verstorben
2005) als seit 1978 in Wien lebender Südtiroler in die Lyriklandschaft
ein. Seine Arbeiten stellt Dichterloh-Kurator Michael
Hammerschmid vor, ebenfalls beim Festival sowie auf den kommenden
Seiten: Mehrsprachigkeit wurde zu einem Markenzeichen Koflers, der auf
Italienisch, Deutsch, in Südtiroler Dialekt, aber auch auf Spanisch und
Neapolitanisch schrieb. Von Koflers Versuch, die eigenen Grenzen zu
erweitern und das Fremde oder Fremdvertraute zu erproben, öffnet sich
dabei der Blick auf das gesamte Lyrikfestival, dessen Programm sich
zwischen Lokalem und Internationalem bewegt: 20 Dichterinnen und Dichter
aus zehn verschiedenen Ländern sind in diesem Jahr zu Gast – das
gesamte Festivalprogramm finden Sie auf der letzten Seite dieses Hammer.