aus dem blog

Im Vorprogramm des diesjährigen Lyrikfestivals Dichterloh wird in der Schmiedewerkstatt der Film MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt (St. Petersburg, 2023. Russisch mit deutschen Untertiteln) zu sehen sein.
Den zugehörigen Einleitungstext über Marina Zwetajewa von Juliana Kaminskaja (Text & Regie) können Sie nun im Blog der Alten Schmiede nachlesen.
Mehr Informationen zum Festival finden Sie hier.
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Aufzeichnung, Nahbericht, poetische Dokumentation, Auto-Biographie, Selbstbeobachtung, Entgrenzung und Vermessung, Verkörperung, Versinnlichung, Verschränkung und Grenzverschiebung, Subversion und Rebellion, Nuancierung. Mit dieser kleinen Liste an Stichworten lässt sich ein erster Cluster skizzieren, in dem sich die fünf Abende des Lyrikfestivals Dichterloh 2023 bewegen.
In der von Kurator und Moderator Michael Hammerschmid zusammengestellten Gedichtefahrt können Sie ausgewählte Gedichte der auftretenden Dichter*innen vorab lesen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei den jeweiligen Verlagen für die Abdruckgenehmigungen der Gedichte.
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programm

Montag, 23. Mai 2022

Moment und Grenzübertritt

DICHTERLOH

19:00
Donatella Bisutti Die Alchymische Rose. Rosa Alchemica Italienisch/Deutsch. Übersetzung und Vorwort von Franziska Raimund
edition pen im Löcker Verlag
Dolmetsch: Franziska Raimund
Lavinia Greenlaw Eine Theorie unendlicher Nähe Englisch/Deutsch. Übersetzung von Wiebke Meier
Edition Lyrik Kabinett bei Hanser
Gespräch auf Englisch

Das Luzide, das Sinnliche, der Grenzübertritt – in diesem ästhetischen Dreieck gehen die Gedichte Donatella Bisuttis immer wieder ans Äußerste, um in der Spannung der Extreme, Liebe und Tod, ihre präzise Form zu finden.

Donatella Bisutti, *1948, lebt in Mailand. Dichterin, Vermittlerin von Lyrik für Kinder und Erwachsene, Literaturkritikerin, Übersetzerin. Bücher u.a.: La Poesia salva la vita. Essay (2009); Dal buio della terra. Gedichte (2015).

Man könnte an den Begriff ›reflektieren‹ denken, den die Poesie Lavinia Greenlaws spiegelt, nämlich in diesem Doppelsinn, Widerspiegelung, Reflexion, präzise Notation und Konzentration. Interesse fürs Licht, fürs Flüchtige, in Landschaften, dort siedelt und bewegt sich ihre Poesie.

Lavinia Greenlaw, *1962 in London, Prof. für Creative Writing (Lyrik); Gedichte, Romane, etc. – u.a.: The Cost of Getting Lost in Space. Poetry (1991); Someone Answers Without Questions (2021).


Lyrikfestival Dichterloh 16.–24.5.

Wie klingt Holz, das seinen Kontext zeigt und sich gleichzeitig aus diesem löst? Wie lässt sich der Naturzerstörung und den kapitalistischen Zwängen - dichterisch - begegnen? Was passiert mit Sprache, wenn sie den Anfechtungen von Gewalt und Krieg ausgesetzt ist und welche Stimme(n) kann sie dabei ausprägen? Und wie nahe kann (dichterische) Sprache an die Unwägbarkeiten und Essenzen von Liebe und Eros heran und was und wie erinnert sie uns? Das sind einige der elementaren Fragen, die sich durch die Gedichte der zehn Dichter*innen aus sechs Sprach- und Kulturräumen ziehen und die zeigen, wie sich die aktuelle Poesie sowohl mit jahrtausendealten als auch mit höchst brisanten oder gänzlich unerwarteten Themen auseinandersetzt und dabei unsere Sinne und Wahrnehmungsmöglichkeiten schärft und erweitert.

Dichtung ist ein staunenswertes Werkzeug der Erkenntnis. Sie vermag sich aus dem Gefüge der Logik, der Grammatik, der Einsprachigkeit, des Subjekts, aber auch der strengen Bindung ans Objekt zu lösen, was sie manchen verdächtig, anderen auf den ersten Blick schwierig erscheinen lässt. Doch ermöglicht es ihr gerade diese Freiheit und Neugierde beim Grenzüberschritt, festgefahrene Muster der Welt- und Wirklichkeitserklärung hinter sich zu lassen. Dichtung fordert weit aus dem Gewohnten heraus und sie steigt tief in die Strukturen von Denken, Sprache, Ich und Gesellschaft hinein. Dichterloh leuchtet uns diese nuanciert aus.

Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation und Programmtexte