Lyrikfestival Dichterloh 2024: Eine Gedichtefahrt
In der von Kurator und Moderator Michael Hammerschmid zusammengestellten und kommentierten Gedichtefahrt können Sie ausgewählte Gedichte der auftretenden Dichter*innen vorab lesen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei den jeweiligen Verlagen für die Abdruckgenehmigungen der Gedichte.
MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Den zugehörigen Einleitungstext über Marina Zwetajewa von Juliana Kaminskaja (Text & Regie) können Sie nun im Blog der Alten Schmiede nachlesen.
Mehr Informationen zum Festival finden Sie hier.
programm
poetische selbst- und welterforschung
DICHTERLOH
Zweisprachige Lesung Arabisch/Deutsch
Die syrische Dichterin Kholoud Charaf beginnt in ihren Gedichten ein 
inniges Gespräch mit existenziellen Fragen des Menschseins vor dem 
Hintergrund von Krieg und Erfahrungen der Emigration, das durch seine 
Zartheit, Offenheit und Anmut berührt. Luca Kieser zeichnet ein intimes 
und reflektiertes Porträt eines Ich und seiner Generation zwischen 
Erwartung und Wirklichkeit, Unsicherheit und Überraschung. Mira 
Magdalena Sickinger lässt ihre liedhaften Gedichte in unterschiedlichen 
musikalischen Dynamiken sowohl in Dialog mit verschiedenen 
Schriftsteller*innen und Denker*innen treten als auch mit dem 
sprechenden Ich, dessen In-der-Weltsein sie zwischen Sprache und 
(Sprach-)Körper erkundet. 
Thomas Kunsts Gedichte könnte man als 
Plädoyers gegen jegliche Kleinlichkeit und Kleingeistigkeit lesen, als 
Ermutigung zu Lebensfülle, Wildheit, Genauigkeit, als Einladung zur 
Abgründigkeit, Hintergründigkeit, Vielgründigkeit, und als pure Freude 
an der Form (Sonett, Tanka, Kurz- und Langgedicht) und deren 
Überschreitung, wobei Katzen, Tiere im Allgemeinen, Wesen phantastischer
 Art und die Nächsten der Familie eine Art Hauptnebenrolle spielen.
Kholoud Charaf, *1981 in Al-Mojaimr/SYR; Dichterin, Kunstkritikerin, Publizistin, Aktivistin, lebt in Berlin. Gedichtband: RUFAT FARASHA (2016; dt.: »Die Überreste des Schmetterlings«). 
Luca Kieser, *1992; Autor, Literaturvermittler. Zuletzt: vom Geschmack auf der Kellertreppe (2024).
Mira Magdalena Sickinger, *1991, Doktoratsstudium der Philosophie in Wien, verfasst seit 2019 Lyrik.
Thomas Kunst, *1965; Autor, Bibliotheksassistent der Deutschen Nationalbibliothek, Beschäftigung mit musikalischer Improvisation. Zuletzt, u.a.: Kolonien und Manschettenknöpfe. Gedichte (2017). 
Michael Hammerschmid, *1972; Gedichte, Lieder, Hörspiele, Essays; Festivalleiter; Poetik- und Lyrikunterricht an Kunst/Universitäten. Zuletzt: stopptanzstill! Wiener Tier Figuren Gedichte (2023).
6.–21.5.
Dichterloh. Lyrikfestival
//127. AUTOR*INNENPROJEKT
kritisch, neugierig und frei 
Was ist es, das Gedichte zu so einer konzentrierten Form existenziellen und gesellschaftlichen Ausdrucks macht? Wie gelingt es, auf kleinstem Raum zusammenzuschrauben, was eine ganze Welt betreffen kann? In welche ungeahnten Zwischenräume begibt sich die Lyrik und wie leuchtet sie uns, gleichsam dichterloh, die vielfältigen Nuancen unserer äußeren und inneren Welten aus? Dichterloh 2024 begibt sich mit zwölf Dichter*innen und ihren syrischen, deutschen, österreichischen, schweizerischen, englischen, ungarischen, polnischen und persischen Sprach- und Erfahrungshintergründen an neuralgische Punkte zwischen Gesellschaft und Ich, Sprachmöglichkeit und Lebenswirklichkeit. Die diesjährigen Gedichtbände erkunden sowohl die eigenen Mittel des Ausdrucks als auch das, was uns in diesen besonders konfliktreichen Zeiten so gewaltsam und verstörend entgegentritt. Sie politisieren den intimsten Moment und nuancieren noch die feinsten Nuancen, als Langgedicht oder Lautgedicht, als Kurzgedicht, japanisches Tanka oder in noch zu entdeckender, offener Form, kritisch, neugierig und frei.
Michael Hammerschmid
Projektkonzeption, Moderation, Programmtexte