der hammer 99
Frauen schreiben Krieg
Sabine Scholl: Frauen schreiben Krieg
Dezember 2018
Wir leben im Frieden? In diesem Bewusstsein lebt unsere Gesellschaft. Ukraine, Russland, Syrien, Afghanistan, Jemen? Die ökonomischen und militärischen Verbindungen zwischen Europa und den jeweiligen Konfliktparteien? Die mit militärisch-strategischen Konzepten weltweit vorangetriebenen Konzernkonkurrenzen als Bausteine des Friedens? Die agrikulturelle Expansionspolitik Europas auf dem afrikanischen Kontinent? Die Entrechtungs- und Verarmungspolitik europäischer Regierungen gegen
die eigenen Bevölkerungen mit der Folge von schwer kontrollierbaren
Protestbewegungen und Protestparteien? Unerklärte Vorstufen von Kriegen?
Aber unerklärbar?
Die in Berlin lebende österreichische Schriftstellerin Sabine Scholl hat sich mit der Rolle von Frauen beschäftigt, die im 20. Jahrhundert an der öffentlichen Bewusstseinsbildung, was Krieg bedeute, mitgewirkt haben. Erst als Ausnahmeerscheinungen in der Männerdomäne der deklarierten großen Kriege, eingebunden in die Propagandaabteilungen des Militärs; dann als teilnehmende Beobachterinnen und Reporterinnen und schließlich als Opfer und Traumatisierte von organisierten Gewaltausbrüchen, in denen die Unterscheidung zwischen Bürgerkrieg und »nationalem Verteidigungskrieg« kaum mehr möglich scheint. Darüber hat sie im Dezember in der Alten Schmiede zwei Vorlesungen gehalten. Der Hammer dokumentiert hier die erste der zwei Vorlesungen, die zweite wird im Frühjahr 2019 im neuen Buch der Autorin nachzulesen sein. Sabine Scholls Vorlesungen mögen als ein weiterer Beitrag zu einer notwendigen aktuellen öffentlichen Bewusstseinsbildung verstanden werden.
Kurt Neumann