Die Sichel 13
Die Sichel 13
Heft 13, Frühling 2025, 5. Jahr
La lotta continua!
Laut Georg Seeßlen erfüllt Donald Trump fast alle Kriterien, die Umberto Eco als Elemente eines »Ur-Faschismus« zusammengestellt hat: vom »Nationalismus über das Autokratische bis zur militanten Macho-Pose. Sein Faschismus ist so amerikanisiert wie sein Amerikanismus faschisiert ist.«
Analysiert man Putins Russland nach Ecos Kriterienkatalog, dann ist von russifiziertem Faschismus und faschisiertem Russentum die Rede. Einer Anzahl von Autorinnen und Autoren, die ihre Existenz aufs Spiel setzen, indem sie gegen das System Putin Flagge zeigen, hat die Alte Schmiede in mehreren Veranstaltungszyklen Raum geboten. Ausgewählte Lyrik der Autorengäste der letztjährigen Literatur im Herbst: Das andere Russland ist in dieser Sichel nachzulesen, mehr davon auf unserer Homepage.
Die Denunzierung marxistischer Gesellschaftsanalyse grundiert leitsprüchlich die faschistoide Propaganda der um Hegemonie buhlenden Rechten. Franz Borkenau hat zu Zeiten, als nach einer Periode faschistischer Hegemonie Europa in Trümmern lag, einer Auswahl von Karl Marx’ Schriften ein Vorwort vorangestellt. In diesem bezeichnet er Marx’ Lehre als »Posaunenstoß, der die Totalkrise aller höheren gesellschaftlichen Daseinsformen, ja der menschlichen Existenz als Ganzer ankündigt«.
Bernhard Kraller seziert Sven Hartbergers Brief an die letzte Generation mit dem Skalpell der kritischen Theorie und zeigt linken Studentenbewegten dort, wo Rechte Schwerter und Messer wetzen, stilistisch geschliffenes Florett. Renato Curcio diagnostiziert Kolonialisierung der Fantasie und absolute Kontrolle mittels Digitalisierung und propagiert eine Neuentdeckung einer persönlichen und kollektiven Sprache der Befreiten. Sollte in der Österreichischen Volkspartei nicht noch ein verfrühtes Pfingstwunder eintreten, wird beim Erscheinen dieser Sichel der Kärntner Mausefallenhändler seine rechten Parolen schon vom Balkon des Kanzleramtes über den Heldenplatz krähen.
Walter Famler
