programm
Poesie der Netzwerke
Textproduktion mittels künstlicher neuronaler Netze hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Jörg Piringer testet die Poesiefähigkeit einer jüngst entwickelten, »günstig« online zu erwerbenden Software. Entlang deren Erzeugnisse fächert er computergenerierte Sprache und Dichtung historisch und gesellschaftspolitisch auf. Sein Text tritt auch formal in Dialog mit der Rechenmaschine und fragt angesichts von Mensch-Maschinen-Interaktion nach Autor*innenschaft: Braucht es für ein »gutes« Gedicht eine »Seele«?
Bei Natalie Deewan scheint das Netzwerk als Strukturmodell auf. Ihr Montagetext verknüpft am Faden von Denkfiguren und Stichworten Textpartikel unterschiedlichster Herkunft, von Abraham a Sancta Clara bis Wolfgang Zinggl. Konzeption und Montage regiert die Lust am Text: Die Quellenangaben sind in den Anhang verwiesen, Icons am Seitenrand legen alternative Lektürepfade. Die Vorbemerkung entwirft das Translatorium Maximum als Forum egalitärer Reden und Lesarten.
Jörg Piringer, *1974, künstlerische Produktion an der Schnittstelle von Literatur und Digitalität. In Druck zuletzt: datenpoesie (2018); https://joerg.piringer.net/
Natalie Deewan, *1978, praktiziert Literatur im städtischen und ländlichen, öffentlichen und veröffentlichten Raum; Leerstandsanagramme; Postkarten-booklets; Typografie; http://heterotypia.net