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Montag, 16. Oktober 2023

90. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945

19:00
Renate Welsh Johanna Verlag Jugend & Volk, 1979
Renate Welsh LIEST AUS IHREM ROMAN
Michael Hammerschmid REFERAT
Klaus Kastberger, Kurt Neumann REDAKTION, MODERATION

Stilistisch luzide, plastisch und mit einem untrüglichen Blick fürs Wesentliche erzählt Renate Welsh in ihrem 1979 erschienenen Roman über fünf Lebensjahre der Jugendlichen Johanna. Sie wächst als unehelich geborenes Kind bei einer Ziehmutter auf, als 13-Jähriger wird ihr der Lebenswunsch, Schneiderin zu werden, verwehrt. Stattdessen wird sie von einem Bauern gegen ihren Willen »einbehalten« und muss sich als Dirn verdingen. Doch lässt sie sich nicht unterkriegen, sie lernt vielmehr an den Verhältnissen. Die Spannungen zwischen Sozialisten, Christlich-Sozialen und Nazis im Austrofaschismus der 1930er Jahre entgehen ihr nicht. Und sie bleibt trotz der sie umgebenden Lieblosigkeit, Bosheit und Ideologie bei sich.       

M. Hammerschmid

Renate Welsh, *1937 in Wien, aufgewachsen in Bad Aussee und Wien, studierte Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften; freie Übersetzerin und Mitarbeiterin des British Council, seit 1975 freie Schriftstellerin; zuerst bekannt mit ihren Büchern für Kinder und Jugendliche, später auch für Erwachsene. Deren gemeinsamer Erzählschwerpunkt sind zeitgeschichtliche – und damit verflochten sozial- und lebensgeschichtliche – Themen. Umfangreiches sozi alpolitisches Engagement für benachteiligte Menschen und Randgruppen, zahllose Schreibwerkstätten. Viele Preise und Auszeichnungen, u.a. Österreichischer Würdigungspreis, Deutscher Jugendliteraturpreis, Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur (mehrfach), Theodor-Kramer-Preis und Preis der Stadt Wien für Literatur. Seit 2006 ist sie Präsidentin des Dachverbandes aller österreichischen Autorenvereinigungen, der IG Autorinnen und Autoren.
Zu den bekanntesten ihrer gut 60 Buchpublikationen zählen Das Vamperl (1979), Johanna (1979, Neuauflage 2021), Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau (1990), Disteltage (1996), Dieda oder Das Fremde Kind (2002), Liebe Schwester (2003), Großmutters Schuhe (2011) und zuletzt Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit (2019), Die alte Johanna (2021) und Ich ohne Worte (2023).

Michael Hammerschmid, *1972 in Salzburg, Gedichte (für Kinder und Erwachsene), Lieder, Hörspiele, Essays. Lehrt Poetik und Lyrik an verschiedenen Universitäten und Kunstuniversitäten, aktuell an der MDW in Wien. Er leitet das Lyrik-Festival dichterloh der Alten Schmiede. Preise und Auszeichnungen: Reinhard Priessnitz-Preis (2015); Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik (2018); Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (2022); Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis (2023). Buchpublikationen: Skeptische Poetik in der Aufklärung. Formen des Widerstreits bei Johann Karl Wezel (2002); die drachen die lachen. Kindergedichte (2013); Nester. Gedichte (2014); Schlaraffenbauch. Kindergedichte (2018); wer als erster. Kindergedichte (2022).

gemeinsam mit dem Adalbert-Stifter-Institut, Linz (17.10.)