programm
Daniel Jurjew, Olga Martynova, Richard Obermayr
»Ich fing an, Gedichte nicht als Nachrichten von jemandem an jemanden zu betrachten, sondern als Räume, die geschaffen werden.« Zeit seines Lebens schrieb Oleg Jurjew Gedichte in russischer Sprache. Sein erster Lyrikband Gedichte über den himmlischen Satz erschien 1989, zwei Jahre später übersiedelte er nach Deutschland. Während Übersetzungen seiner Theaterstücke und Romane ein Bild des dramatischen und prosaischen Schaffens vermitteln, lag bisher ein geringerer Teil des lyrischen Werks in deutscher Übersetzung vor. Nun holt der Band Verse vom himmlischen Drucksatz dies nach: Über 80 Autor*innen waren an der Auswahl und Übertragung der Gedichte beteiligt. Einen Einblick in Oleg Jurjews auf Deutsch verfasste Poeme von orten. ein poem. 2006–2009 und von zeiten. ein poem. 2010–2015 bekam das Publikum in seiner letzten Lesung in der Alten Schmiede im Jahr 2017.
In sieben Gedichtzyklen nähert sich Olga Martynova individuellen und kollektiven Verlusterfahrungen. Natur- und Alltagsszenerien werden zu Erinnerungsträgern, in denen sich Abwesenheiten fortlaufend vergegenwärtigen. Der poetische Resonanzraum der Gedichte reicht von Dantes Commedia bis zu Jelena Schwarz, am Ende steht ein »Abschied vom Buch«.
Oleg Jurjew, *1959 in Leningrad, gestorben 2018 in Frankfurt/Main. Prosa, Essays, Bühnenstücke, Gedichte – auf Deutsch liegt u.a. vor: In zwei Spiegeln. Gedichte und Chöre (1984–2011) (2012); Poem-Trilogie: von orten (2010), von zeiten (2015), von arten und weisen (2018).
Olga Martynova, *1962 in Sibirien, lebt in Frankfurt/Main. Gedichte, Essays, Prosa; zuletzt u.a.: Gespräch über die Trauer (2023).
Daniel Jurjew, *1988 in Leningrad, lebt als Autor und Übersetzer in Frankfurt/Main und Trier.
Richard Obermayr, *1970 in Ried im Innkreis. Romane, Erzählungen; 2001 Wiener Vorlesung zur Literatur in der Alten Schmiede.