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Dienstag, 6. Juni 2023

89. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945

19:00
Hermann Schürrer Klar Schilf zum Geflecht. Das ABC von A–Zet. Lyrische Texte 1954–1984 Herausgegeben von Lui Dimanche. Medusa Verlag, 1984
Gerhard Jaschke LESUNG, KOMMENTAR
Fermin Suter REFERAT
Lui Dimanche DISKUSSIONSMITWIRKUNG (BEABSICHTIGT)
Klaus Kastberger, Kurt Neumann REDAKTION, MODERATION

Schürrers lyrische Palette ist reichhaltig. Die sensibelsten Töne finden sich ebenso darauf wie die radikalsten, mit seiner Umwelt abrechnenden. Hermann Schürrer, der den Menschen im »Eisberg seiner Selbstzerstörung« ortete, gab sich keinen Illusionen hin. Bequem war er nie, weder in seinem Leben, noch in seiner Kunst. Seine »gesellschaftsfähige Zeit« hatte ihn nicht zum Fürsprecher – »Karrierenfarce« und das »hölzerne Spreizbein der Pflicht« konnten ihm getrost gestohlen bleiben. Der Dichter »immer bereit alles wegzuwerfen alles zu gewinnen«, kreist den Tummelplatz der »Zierinsekten der Gesellschaft« ein und hält seismographisch fest: »Noch schlägt das Herz dort und da in Unvernunft« …
Sein Credo gegen Parteien, Uniformierung, Gleichschaltung prolongierte er stets aufs Neue.

G. Jaschke

Hermann Schürrer, (1928–1986); 1944 Gefängnisstrafe wegen Befehlsverweigerung; ab 1951 in Wien, verschiedene Studien, Relegation von der Universität; verschiedene Jobs, Gefängnis- und Psychiatrieverwahrung wegen »Amtsehrenbeleidigung« und »Widerstand gegen die Staatsgewalt«. 1976 Gründung der »kulturpolitischen Gazette« FREIBORD (u.a. m. G. Jaschke). Prosabücher: Europa: Die Toten haben nichts zu lachen (1971, 1995); Kriminelle Spielereien in der Sandkiste der Weltverbesserer – Wiener Blut zur Ergänzung der europäischen Mythomanie – Ein Märchenbuch für frühreife Erwachsene (1977); Der letzte Yankee-Doodle vor dem Untergang der Vereinigten Staaten. Voräffung einer Liquidation (1981).

Gerhard Jaschke, *1949; 1976–2012 Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift FREIBORD. Über 60 Prosa- und Lyrikpublikationen, zuletzt u.a.: Weltbude (2009); Abwesend anwesend – anwesend abwesend (2011); Allerweltsgedichte (2013); kopflinien kontakte (2014); Kurumba oder Die nicht geschriebenen Sätze (2014); bis auf weiteres. Gedichte (2016); Gemischte Freuden. Sätze (Kleinstprosa) (2018); Anderswo in Tokio (mit M. Schweizer, 2019); Geliehene Leben. Nachsätze (2020); wie nie danach. An- bis Zusätze (2022).

Fermin Suter, *1984 in Zürich, Studium der Literaturwissenschaft und Soziologie, seit 2017 an der Donau-Universität Krems und der Dokumentationsstelle für Literatur in Niederösterreich. Arbeiten u.a. zu Ilse Tielsch, Ilse Helbich, über die Zeitschriften FREIBORD, manuskripte, u.a.m.

Lui Dimanche, fotografischer Dokumentarist und Chronist, lebt in Wien. Finanzierung und Herausgabe von Klar Schilf zum Geflecht.

gemeinsam mit dem Adalbert-Stifter-Institut, Linz (5.6.)
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