programm

Mittwoch, 16. März 2022

Körpersprachen

PERFORMANCE & GESPRÄCH

18:00
Katalin Ladik
akustische Poesie
Pál Deréky DOLMETSCH

zweisprachige Veranstaltung ungarisch/deutsch


Sie leite mit ihrer Stimme ein ganzes »verbophonisches« Orchester, befand Henri Chopin 1979. Katalin Ladik ist in ihrer akustischen Poesie als Lyrikerin, Autorin visueller Poesie, als Musikerin, Stimm- und Performancekünstlerin zugleich präsent. Das Bedürfnis, Dichtung medial zu erweitern, die experimentelle Beschäftigung mit Volksmythen, -riten, -musik und das Bestreben nach Aneignung des weiblichen Körpers als künstlerisches Ausdrucksmedium überführte Ladik in den 70er Jahren in feministische, rituell anmutende Poesie-Performances. Als Angehörige der ungarischsprachigen Minderheit und als künstlerisch tätige Frau kam ihr im damaligen Jugoslawien zweifach eine gesellschaftliche Randposition zu. Um Lautdichtung als Universalsprache, das Verhältnis von Komposition und Improvisation und den Einsatz des Körpers auf der Bühne wird es im Gespräch gehen. Zudem werden Beispiele ihrer collagierten abstrakten Partituren zu sehen sein.

Katalin Ladik, *1942 in Novi Sad, emigrierte 1992 nach Ungarn, lebt heute in Budapest, Novi Sad und auf Hvar (Kroatien). Ab 1962 Autorin der Zeitschrift Új Symposion (hg. u.a. von László Végel), 1969 erster Gedichtband, Beginn medienübergreifender Performances. Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Musikethnologen Ernő Király, mit Künstlern wie Attila Csernik, Auftritte mit den Experimentalmusikgruppen Acezantez und Spiritus Noister. Teilnahme an der documenta 14 (2017).




Hör!Spiel!
6.-16.3.

»Wie hypnotisiert hielt ich mein Rohr ans Ohr«, sagt die 92-jährige, schwerhörige Protagonistin in Leonora Carringtons Das Hörrohr, als sie mit einer Stimme Bekanntschaft macht. Beim Hör!Spiel! füllt sich das Hörrohr wieder mit Stimmen, Geräuschen und Klängen. Leonora Carrington kann man bei Lisa Spalt begegnen.

Am Beginn steht die Hörspielpoesie Friederike Mayröckers und die Stimme der Dichterin, wie sie darin aufbewahrt ist (6.3. & 7.3.). Lisa Spalts Institut für poetische Alltagsverbesserung expandiert via Live-Hörspiel in den Äther (10.3.).
Die zweite Woche zeigt die Bandbreite akustischer Poesie von der exakten Sprachpartitur bis zur freien Lautgeste: Das Trio sprechbohrer konzertiert und stellt mit Florian Neuner das Projekt »Autorenmusik« (14.3.) vor; die Dichterin und Stimmkünstlerin Katalin Ladik performt ihre akustische Poesie, die sie seit Ende der 1960er Jahre entwickelt (16.3.).


Annalena Stabauer
Konzept, Moderation, Programmtexte