programm
Wahr erfunden
Simone Hirth lässt ihre Erzählerin in Dialog mit der titelgebenden Kröte treten, in der sich vieles von dem, was heute gesamtgesellschaftlich aus dem Ruder läuft, zu personifizieren scheint. Im Spiel mit Märchenelementen und Metafiktion sowie Zitaten aus und Anspielungen auf die Literaturgeschichte entfaltet der Text außerdem einigen Witz.
Ein produktives Verwirrspiel mit Fiktion und Wirklichkeit ist auch für die Prosa Josef Oberhollenzers konstitutiv. Mittels eines über mittlerweile vier Bücher entwickelten Figurenarsenals (samt überbordendem Fußnotenapparat) erzählen und erfinden die Romane Stationen wechselvoller Südtiroler Zeitgeschichte.
Bei Henrik Szántó ist es die Geschichte eines vierstöckigen Wohnhauses in der Stadt, in der sich im Kleinen die Geschichte eines Jahrhunderts spiegelt. Mit einem raffinierten Dreh wird dabei das Gebäude selbst zum Erzähler – zu einem Erzähler, für den, beginnend mit der NS-Zeit, alle Geschehnisse gleichzeitig präsent sind.
Simone Hirth, *1985. Romane, Prosa, Texte fürs Radio. Zuletzt erschien: Malus. Roman (2023).
Josef Oberhollenzer, *1955; Romane, Lyrik, Kurzprosa. Zuletzt: Prantner oder Die Erfindung der Vergangenheit (2023).
Henrik Szántó, Autor und Spoken-Word-Künstler, lebt in Hannover. Zuletzt u.a.: Es hat 18 Buchstaben und neun davon sind Ypsilons (2023).
Angelika Reitzer, *1971; Prosa, Texte für Theater und Film. Zuletzt u.a.: Blauzeug. Gedichte (2025).