Anne Weber und Thomas Stangl
Über gute und böse Literatur. Korrespondenz über das Schreiben
Matthes & Seitz Berlin, 2022
Anlässlich des 40jährigen Jubiläums der Alten Schmiede setzten sich Autor*innen sowie Persönlichkeiten der Literaturwissenschaft und des Literaturbetriebs mit der Frage „Was ist gute Literatur?“ auseinander. Neben dem gleichnamigen Jubiläumsprojekt (2015/16) widmet sich auch die Publikation „Über gute und böse Literatur“ dieser Frage, die darin einen von zwei thematischen Schwerpunkten darstellt und auf dem mehrmonatigen Briefwechsel zwischen Thomas Stangl und Anne Weber, den die beiden im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesellschaftsräume der Literatur“ (1/20) präsentierten, basiert.
Was ist Realität, was ist Fiktion? Und was hat Schreiben mit Moral zu tun?
Ob es gute oder schlechte Literatur gibt, ist womöglich eine irrelevante Frage, kommt man doch beim Lesen kaum umhin, selbst ohne feste Basis Urteile zu fällen. Vordringlicher scheint es, Klarheit darüber zu erlangen wie das Gute geschrieben sein müsste, um nicht bloß im Abgleich mit seinem Gegenteil zu existieren. Oder handelt es sich hierbei weniger um eine ästhetische als um eine moralische Frage, um etwas, das für die Kunst keinerlei Gewicht besitzt? Denn Kunst - und damit das Schreiben -, so die herrschende Meinung, bestellt doch ein Feld, wo kein Verbot Gesetzesstatus hat. Sowohl in fremden wie auch in ihren eigenen Werken gehen Anne Weber und Thomas Stangl während ihrer sechsjährigen Korrespondenz diesen und ähnlichen Fragen nach. Dabei vermessen sie Graubereiche und zeigen, dass es der Literatur nicht um Konventionen, um den Zwang, gut zu sein, gehen sollte, sondern allein um die Haltung zum Gegenstand – um die Wirklichkeit, die Zeit, um die Toten und den Umgang mit Toten, um Grenzen, um Moral.
Verlagstext