programm

Dienstag, 24. Februar

O Mother, Where Art Thou?

24.2. & 26.2.
O Mother, Where Art Thou?

Das Schreiben über die eigene Mutter ist mehr als nur Rekonstruktion einer Beziehung: Es befragt das Erinnern und Erzählen, erkundet Herkunft und Klasse, dringt ein in Geschichte und ist stets auf der Suche nach Sprache und Form. An zwei Abenden stellen Autor*innen Bücher vor, die in unterschiedlichen Herangehensweisen die bekannte wie unbekannte Mutter erzählerisch erkunden.

18:00

DICHTER*INNEN LESEN DICHTER

Brigitte Dalinger & Helmut Neundlinger
lesen
Bruno Weinhals Die Nacherzählung Hg. B. Dalinger/H. Neundlinger. Edition Atelier
19:00
Sabine Scholl Die zweite Haut Roman. Weissbooks
Mazlum Nergiz Nacht. Schlaf. Die Sterne. Romanmanuskript
Johanna Öttl MODERATION

»Meine Schwester ist eine Überlebende aus einer toten Familie«, so beginnt Bruno Weinhals (1954-2006) seine bisher unveröffentlichte Erzählung über den Weg seiner Mutter von Bayern nach Wien im Jahr 1945, von dem die alte Frau ihrem Sohn berichtete: von Unterstützung und Übergriffen, von Hunger und Arbeit. Die Nacherzählung verzichtet auf eine ordnende Erzählinstanz und reflektiert auch das Erzählen an sich.
Erzählend reflektiert auch Sabine Scholl: In Die zweite Haut rekonstruiert sie anhand ihrer Mutter auch die Geschichte einer sozialen Klasse: Armut ist zu verstecken, zum Familieneinkommen müssen auch die Kinder und die Mutter durch das (Um-)Nähen von Kleidern für andere Frauen beitragen. »Schreiben und Nähen haben ein gemeinsames Ziel«, so das Motto des Romans, »sie wollen retten, was zerrissen ist«.
Auch für Mazlum Nergiz' Romanprojekt Nacht. Schlaf. Die Sterne. spielen Textilien eine Rolle: Darin sucht Ako nach seiner Identität in der kurdischen Diaspora und zwischen zwei toten Müttern – der unbekannten leiblichen, einer kurdischen Aktivistin, die sich am Ende einer Flucht nach Deutschland das Leben genommen hat. Und der bekannten, aber zurückgewiesenen Adoptivmutter, einer Textilkünstlerin: Sie webte Textilien wie Unwahrheiten, zwischen Zuwendung und Vernachlässigung. 

Helmut Neundlinger, *1973; Autor, Literaturwissenschaftler, Leiter des Archivs der Zeitgenossen. Zuletzt: Die Stimmen des Dichters. Christian Loidl intermedial (Hg. m. T. Antonic; 2025).

Brigitte Dalinger, Theaterhistorikerin, Lehrbeauftragte am Institut für Theaterwissenschaft der Univ. Wien. Zuletzt u.a.: Der Komplex Mauerbach (2024).

Mazlum Nergiz, *1991; Theaterstücke, Prosa, Essays. Zuletzt u.a.: KARL MAY (m. E. Maci, 2024).

Sabine Scholl, *1959; Autorin, Publizistin; Lehrtätigkeit. Zuletzt u.a.: Haben und Gehabe. Zu Herkunft und Klasse in der Literatur (2025).

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februar 2026