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Marc Augé: Die Zukunft der Erdbewohner. Literatur im Herbst 2019
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Gender – tun und lassen

Die Debatten über Identitäten und Quoten, über schwache Männer und starke Frauen sind vielschichtig und -stimmig wie nie zuvor. Wie mächtig Sprache in diesem Zusammenhang ist, zeigt etwa die Tatsache, dass die Einführung des generischen Femininums (in diesem Fall die weibliche Anrede für alle Personen) an einer deutschen Universität mehr Diskussionen entfachte als jene um die Eintragung des dritten Geschlechtes (x), wie sie ab dem 1. November dieses Jahres in deutschen Reisepässen möglich sein soll.

Die Frage nach dem Verhältnis des biologischen zum kulturellen Ort der Geschlechter(differenz) muss zwar immer wieder gestellt werden, sie kann aber streng genommen, wie Judith Butler sagt, nie beantwortet werden. In der deutschsprachigen Literatur stellt diese Frage kaum jemand derart konsequent und virtuos wie der Schriftsteller, Musiker und DJ Thomas Meinecke, der in seinen Romanen und Erzählungen den Gender-Diskurs mit Pop, Mode, historischen Kippmomenten von Sexualität und Identität sampelt, mixt, ausleuchtet – und dekonstruiert.

Mann und Frau
Selbstoptimierung, Selbstverwirklichung, Brillanz oder Dauer-Entspannung: Mit inneren Ängsten und äußeren Zwängen der heute Dreißigjährigen in einer leistungsoptimierten Gesellschaft, in deren Beziehungen, im Konsum- und Kommunikationsverhalten setzen sich u. a. die Journalistin Nina Pauer und der Autor Philipp Schönthaler auseinander.
Und was sagte und sagt uns die Mode über die kleinen und größeren Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen? Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken hat sich mit dem Phänomen der Mode als Zeichen- und Kommunikationssystem auseinandergesetzt.

Normen
»Von allen Frauen im Bus bin ich die einzige, die ein Mann ist.« Emmanuelle Bayamack-Tams Roman Die Prinzessin von. erzählt die Geschichte der Transsexuellen Marie-Line, von seelischen Abgründen, sexuellen Grenzerfahrungen und erzwungener Anpassung. Sabine Scholl beschwört in ihrem emanzipatorischen Familienroman und Mütter-Sittenbild einen Gründungsmythos, der auf Unterdrückung, Wut und Zorn basiert. Das Erfüllen und Brechen der Normen ist dabei immer existenziell.

Macht
Die ehemalige Fußballerin und Sportfunktionärin Katja Kraus hat mit »gescheiterten« Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Medienbranche gesprochen und daraus ein sehr persönliches Buch über die Menschlichkeit im Scheitern gemacht. Mit Ulrike Diebold, Professorin an der TU Wien und führende Expertin für Oberflächen von Metalloxiden, und der Wiener Fotografin Aleksandra Pawloff wird sie über Macht und Misserfolg, über weiblichen und männlichen Führungsstil und über Kommunikation reden.

Liebe
Oksana Sabuschkos Roman Museum der vergessenen Geheimnisse ist ein Buch über die Conditio humana, über Liebe und Tod, und darüber, was das auf ukrainischem Boden bedeutet. Die iranischstämmige Amerikanerin Dina Nayeri wird mit ihrem Debütroman, welcher auch vom Geschichtenerzählen selbst handelt, den Lesereigen beschließen. Dem Ausspruch, dass Geschichten nur etwas für kleine Kinder seien, wird darin heftig widersprochen: »Was für ein kleines Mädchen gut ist, ist auch für eine erwachsene Frau gut. Erwachsene Frauen brauchen bloß größere Portionen.«

Konzept: Christine Lötscher, Angelika Reitzer

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