der hammer 23
Literatur im Herbst 2007: Türkei
Literatur im Herbst: Türkei
November 2007
Seit dem letzten Putsch am 12. September 1980 hat sich die Türkei und mit ihr die Literatur in schnellem Tempo verändert. Die graduelle Liberalisierung in Politik und Gesellschaft, die in den Jahren nach dem Putsch begann und Ende der 80er Jahre an Tempo gewann, gepaart mit den wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen der Globalisierung, führte im Bereich der Literatur zu einer starken Veränderung des Buchmarktes und der Literaturszene.
Ein größeres Interesse für Weltliteratur prägt heute den Buchmarkt der Türkei, und auch türkische Autoren richten ihren Blick nach außen und erkunden neue Themen und Formen. Der Pfad des sozialen Realismus und der sogenannten »Dorfliteratur« der 50er und 60er Jahre ist lange verlassen, und selbst das experimentelle aber thematisch stark auf die urbane Türkei fixierte Schreiben der 70er Jahre ist Vergangenheit. Heute finden wir in der türkischen Literatur ein breites Spektrum von Themen, Formen und Meinungen. Die Erinnerung an die osmanische Vergangenheit, von der sich der kemalistische Staat in seinen Gründungsjahren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bewusst absetzte, wird in einer neuen Form von »historischem Roman« von Autoren wie Orhan Pamuk oder Nedim Gürsel neu belebt. ...weiterlesen