programm
Pythagoras in der Schmiede
VORTRAG
Weniges bereitet den Menschen so großes Vergnügen, wie sich in die Rolle des Weltenrichters zu träumen und »Urteile zu fällen«. Je simpler die dabei verwendete Werteskala, umso größer der Zuspruch des gläubigen Publikums. Das hat in jüngster Zeit dazu geführt, dass alle bisher verwendeten Kriterien dem primitiven Schema »hate« & »like« geopfert wurden. Das peinliche Phänomen, dass Bachs H-moll-Messe weit weniger »likes« lukriert als Richard Claydermans »Ballade pour Adeline«, weckt vielleicht die vage Hoffnung, Clayderman werde in 300 Jahren vergessen sein, während Bach »ewig« sei. Doch wie sicher dürfen wir sein? Ist es wünschenswert, von einem »objektiven« Maßstab für den Wert einer künstlerischen Leistung, hier also: einer Komposition zu träumen? Wer sollte diesen Maßstab definieren?
C.-C.Schuster/A. del Valle-Lattanzio