programm
Dicht-Fest
104. AUTORENPROJEKT
Luca Manuel Kieser (*1992) zeichnet poetisch-dokumentarische Porträtskizzen von Menschen, denen er, im Rahmen eines Kunstprojektes, begegnet ist. Streng im Außen bleibende Beobachter-Perspektiven und hörbare »Stimm- und Klangproben« lassen ein Kaleidoskop vom Menschsein entstehen.
In Christl Grellers (*1940) präzisen Beobachtungen und kritischen Betrachtungen von Alltagssituationen und ungewöhnlichen Blicken auf scheinbar gewöhnliche Gegenstände sind intensive Berichte von Verlust, Schmerz, Trauer und ihre Überwindung durch den Glauben an die Poesie zentral.
Ein poetisches Tagebuch, das gerade durch seine Unaufgeregtheit einen berührenden Atem entwickelt: Die meist kurzen Gedichte Nils Jensens (*1947), die jeden Ballast abgeworfen haben, um wesentlich zu sein, changieren zwischen Naturbetrachtungen, Introspektion und Reflexion gesellschaftlicher Entwicklungen.
Im Zentrum von Mechthild Podzeit-Lütjens (*1955) Gedichtband steht das Phänomen der Begegnung: von einem »Ich« mit einem »Du«, und allgemein vom Menschen mit den Erscheinungen einer diesseitigen und jenseitigen Welt. Ein Dazwischen oder Darüberhinaus wird durch poetische Betrachtungen und Reflexionen spürbar.
In Dominik Dombrowskis (*1964) Gedichten wird erzählt. Es scheint unklar, ob dieses sprechende »Ich« träumt, vom Traum erwacht ist, oder gerade in ein Bild eintaucht. Jede Wendung des Geschehens entwickelt eine surreale Dynamik zwischen ironisch existentiellem Nihilismus und rauschhafter Lust am Erfinden.
Monika Vasik (*1960) verdichtet das Leben von 80 Frauen, die in den letzten acht Jahrhunderten in unterschiedlichen Kulturen ihre Rechte vehement einklagten, und mit ihrem Leben umzusetzen versuchten, zu poetischen Porträtfragmenten – von Christine de Pizan über Bertha Pappenheim zu Nawal El Saadawi.
S. Insayif
Semier Insayif, *1965, Autor, Literaturvermittler, Coach; zuletzt: ungestillte blicke. oder vom bebildern eines kopfes und beschriften desselben (2022).