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programm

Dienstag, 24. Mai 2022

Poetische Autofiktionen

DICHTERLOH

19:00
Sepp Mall Holz und Haut Haymon Verlag
Joseph Zoderer Bäume im Zimmer Haymon Verlag

Die feinmusikalisch intonierten Gedichte Sepp Malls nehmen verschiedene Spuren entlang dörflicher, wald- und naturhafter Umräume auf, um nicht zuletzt Verlusten, dem rätselhaften Dasein und Vergehen der Zeit sowie den Möglichkeiten der Sprache selbst an der Schwelle von »Holz und Haut« zu folgen.

Sepp Mall, *1955 in Graun/Vinschgau (Südtirol); Gedichte, Romane, Erzählungen, Hörspiele – zuletzt u.a.: Schläft ein Lied. Gedichte (2014).

Joseph Zoderers kurzzeilige Gedichte versetzen das Äußere ins Innere und befragen so das Äußerste wie das Innerste in halluzinatorisch-dichten Bildern, die das Nahe und Ferne genauso wie das Gegenwärtige und Erinnerte berühren und miteinander in Verbindung bringen.

Joseph Zoderer, *1935 in Meran; Romane, Erzählungen, Gedichte, Kinderbücher. Seit 2015 Werkausgabe im Haymon Verlag. Gedichtbände u.a.: Die elfte Häutung (1975), Liebe auf den Kopf gestellt (2007), Die Erfindung der Sehnsucht (2017).


Lyrikfestival Dichterloh 16.–24.5.

Wie klingt Holz, das seinen Kontext zeigt und sich gleichzeitig aus diesem löst? Wie lässt sich der Naturzerstörung und den kapitalistischen Zwängen - dichterisch - begegnen? Was passiert mit Sprache, wenn sie den Anfechtungen von Gewalt und Krieg ausgesetzt ist und welche Stimme(n) kann sie dabei ausprägen? Und wie nahe kann (dichterische) Sprache an die Unwägbarkeiten und Essenzen von Liebe und Eros heran und was und wie erinnert sie uns? Das sind einige der elementaren Fragen, die sich durch die Gedichte der zehn Dichter*innen aus sechs Sprach- und Kulturräumen ziehen und die zeigen, wie sich die aktuelle Poesie sowohl mit jahrtausendealten als auch mit höchst brisanten oder gänzlich unerwarteten Themen auseinandersetzt und dabei unsere Sinne und Wahrnehmungsmöglichkeiten schärft und erweitert.

Dichtung ist ein staunenswertes Werkzeug der Erkenntnis. Sie vermag sich aus dem Gefüge der Logik, der Grammatik, der Einsprachigkeit, des Subjekts, aber auch der strengen Bindung ans Objekt zu lösen, was sie manchen verdächtig, anderen auf den ersten Blick schwierig erscheinen lässt. Doch ermöglicht es ihr gerade diese Freiheit und Neugierde beim Grenzüberschritt, festgefahrene Muster der Welt- und Wirklichkeitserklärung hinter sich zu lassen. Dichtung fordert weit aus dem Gewohnten heraus und sie steigt tief in die Strukturen von Denken, Sprache, Ich und Gesellschaft hinein. Dichterloh leuchtet uns diese nuanciert aus.

Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation und Programmtexte