programm
Wiener Kolloquium Neue Poesie
ANGEWANDTE UNIVERSITÄRE FORSCHUNG UND LEHRE
Das Kolloquium Neue Poesie soll Dichter*innen mit Studierenden der Germanistik zusammenführen. Ausgehend vom Werk der Autorin Teresa Präauer, die in ihrem letzten Roman Kochen im falschen Jahrhundert (2023) gesellschaftliche Verhältnisse anhand einer abendlichen Tischgesellschaft umkreist, sollen literarische Gestaltungen von (Tisch-)Ritualen auf ihre gesellschaftspolitischen Aspekte hin untersucht werden. Mit Hilfe soziologischer Methoden (Pierre Bourdieu, Norbert Elias, Georg Simmel) wird das Potential von literarischer Gestaltung von Ritualen dargestellt und kontextualisiert. Pierre Bourdieus Konzept der sozialen Differenzierung bildet dabei den theoretischen Ausgangspunkt, wenn es etwa in seiner ›Kritik der gesellschaftlichen Vernunft‹ mit dem Titel Die feinen Unterschiede (1979) heißt: »Nichts hebt stärker ab, klassifiziert nachdrücklicher, ist distinguierter als das Vermögen, beliebige oder gar ›vulgäre‹ (weil oft zu ästhetischen Zwecken vom ›Vulgären‹ angeeignete) Objekte zu ästhetisieren, als die Fähigkeit, in den gewöhnlichsten Entscheidungen des Alltags – dort, wo es um Küche, Kleidung oder Inneneinrichtung geht – und in vollkommener Umkehrung der populären Einstellung die Prinzipien einer ›reinen‹ Ästhetik spielen zu lassen.« Es geht also weniger um eine motivgeschichtliche Rekonstruktion des Tisches in der Literatur als vielmehr um eine auf eine Gepflogenheit der Figureninteraktion hin zugespitzte literatur-/sozialwissenschaftliche Analyse, die von den Studierenden mit Teresa Präauer und Thomas Eder vorgenommen wird.
T. Eder
Teresa Präauer, *1979; Autorin, bildende Künstlerin; zuletzt u.a.: Kochen im falschen Jahrhundert. Roman (2023).
Thomas Eder, *1968; Literaturwissenschaftler; zuletzt u.a.: Oswald Wieners Theorie des Denkens. Gespräche und Essays zu Grundfragen der Kognitionswissenschaft (Hg. gem. m. T. Raab u. M. Schwarz; 2023).