programm
Poetische Schwellen- und Wort(t)räume
DICHTERLOH
Im Dichterloh-Vorprogramm jeweils ab 18.00 Uhr:
//FILMVORFÜHRUNG
MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Text, Regie und Produktion: Juliana Kaminskaja
St. Petersburg, 2023. Russisch mit deutschen Untertiteln. Filmdauer ca. 50 MinutenWeitere Informationen zum Film finden Sie weiter unten.
E.A. Richter fokussiert auf den Innen- und Nahraum eines Ichs und beobachtet in diesem die Außeneinflüsse und die dabei entstehenden Resonanzen, was ein Traumtagebuch von miteinander verwobenen Erinnerungs- und Gegenwartspuren entstehen lässt. Ludwig Hartingers drittes dichterisches Tagebuch setzt ebenfalls bei Aufzeichnung und Detailwahrnehmung an. Es ballt in 333 Gedichten von je rund vier Zeilen, Wort- und Naturwahrnehmung in unorthodoxen Konstellationen, von denen manche vom Autor auf Slowenisch geschrieben und selbst übersetzt wurden.
E.A. Richter, *1941, zehn Gedichtbände, zwei Romane, Hörspiele, Drehbücher; 1970–1986 Redakteur der Zeitschrift Wespennest. 1986–1998 bildender Künstler unter dem Namen Richtex. Zuletzt: An Lois. Gedichte (2019).
Michael Hammerschmid, *1972; Gedichte, Lieder, Hörspiele, Essays; Festivalleiter, Lehrbeauftragter Institut für Gesang und Musiktheater an der MDW. Zuletzt: wer als erster. Gedichte-Bilderbuch (2022).
Dichterloh. Lyrikfestival
//115. AUTORENPROJEKT
Zwischen Aufzeichnung, Rebellion und Nuancierung
Aufzeichnung, Nahbericht, poetische Dokumentation, Auto-Biographie, Selbstbeobachtung, Entgrenzung und Vermessung, Verkörperung, Versinnlichung, Verschränkung und Grenzverschiebung, Subversion und Rebellion, Nuancierung. Mit dieser kleinen Liste an Stichworten lässt sich ein erster Cluster skizzieren, in dem sich Dichterloh 2023 bewegt. Und es erstaunt dabei nicht zuletzt, dass viele Gedichtbände sich heuer besonders weit in den Nahbereich des eigenen (Sprach-)Körpers und Alltags bewegen, um dort vielfältige gesellschaftliche Prägungen aufzuspüren und in diesem Reibungsfeld eine innig-sinnliche Spracharbeit in Gang zu bringen, die Gesellschaftliches und Privates, zuweilen Intimes in spannungsgeladen leuchtende Verbindung bringt. Dichterinnen und Dichter aus sieben Herkunftsländern, die ihre Gedichte auf Französisch, Slowenisch, Deutsch und Englisch schreiben, eröffnen ein breites Panorama zeitgenössischer Dichtung und zeigen deren Qualität, sinnlich und radikal, zuhörend und experimentell, kritisch, nuanciert und frei mit unserer Sprache und den sich in ihr abbildenden Wirklichkeiten umzugehen.
Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation, Programmtexte
MARINA ZWETAJEWA. Ein Abend nicht von dieser Welt
Text, Regie und Produktion: Juliana Kaminskaja
Marina Zwetajewa (1892–1941) gilt als eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen und verbindet in ihrem Schaffen das literarische Erbe Österreichs, Deutschlands, Frankreichs und Englands. Im Pariser Exil in den 1930er Jahren schöpfte sie Kraft aus der Erinnerung an ein kurzes Zusammensein von Petersburger Dichtern im Winter 1916, welche den Schrecken des Ersten Weltkriegs poetische Nähe, Menschlichkeit und Weltoffenheit entgegenstellten: Ein Abend nicht von dieser Welt, der die Stimmen der Vergangenheit wieder hörbar werden lässt.
J. Kaminskaja
Schauspiel: Stanislaw Bondarew, Nikita Brussow, Ekaterina Iljina, Daniil Iwanow, Michail Kudrin, Dmitrij Mikow, Sergej Pankow, Iwan Scharyj
Musik: Wassilij Jeljochin
Zeichnungen: Lydia Kolpakowa
Kamera: Artjom Schdanow, Sergej Pankow, Weronika Uschakowa
Montage: Artjom Schdanow
Juliana Kaminskaja, *1969 in St. Petersburg, Dozentin für Literaturgeschichte und Komparatistik an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Gastdozenturen und -vorträge an deutschsprachigen Universitäten: Zürich, Innsbruck, Freiburg i. Br., Hamburg, Halle (Saale). Zuletzt in der Wiener edition ch erschienen: VERWANDLUNGEN … Zu Friederike Mayröckers ›Scardanelli‹ und anderen Gedichten.