programm
Von Be- und Entgrenzung
DICHTERLOH
Die Gedichte Roberta Dapunts setzen sich mit der Demenz der Uma (ladinisch: Mutter) auseinander und verwandeln im tastenden Schauen der Sprache die Konturen einer Beziehung in den Klang inwendiger Gedichte.
Mila Haugovás Untersuchung des eigenen Nahraums – Garten, Pflanzen, Ich – beschäftigt sich mit den Verbindungen des Alten, Vorzeitlichen, Erinnerbaren und des Gegenwärtigen, die sie entlang des Körpers und seiner von ihm suggerierten Existenzordnung mitschriftartig erkundet.
Margret Kreidls siebenzeilige Akrosticha-Gedichte greifen weit ins Offene hinaus, knüpfen aus Zerstreutem, Vorgefundenem Gedichte, in die Welt einfließt, in denen Welt aufblitzt, voll Witz, Dada, Gesellschaftsbeobachtung, Leichtigkeit.
M. Hammerschmid
Roberta Dapunt, *1970 in Abtei/Badia (Italien), wo sie lebt. Schreibt
auf Italienisch und Ladinisch. Veröffentlichungen (u.a.): Dies mehr als
paradies / La terra più del paradiso. Deutsch/Italienisch, Ü.:
Versatorium (2016); Sincope. Gedichte (Italienisch, 2018); Nauz.
Gedichte und Bilder. Deutsch/Ladinisch, Ü.: Alma Valazza (2012).
Mila Haugová, *1942 in Budapest, Dichterin und Übersetzerin in Levice
und Bratislava. Auf Deutsch erschien bisher Das innere Gesicht, Ü.:
Zdenka Becker (1999) sowie in zweisprachigen Ausgaben Sandatlas, Ü.:
Angela Repka (2001), Körperarchive, Ü.: Slavka Porubská (2006),
Schlaflied wilder Tiere, Ü.: Anja Utler und M. H. (2011).
Margret Kreidl, *1964 in Salzburg, lebt in Wien. Theaterstücke,
Hörspiele, Prosa, Lyrik. Zuletzt: Einfache Erklarung. Alphabet der
Traume (2014); Zitat, Zikade. Zu den Sätzen (2017); Hier schläft das
Tier mit Zöpfen. Gedichte mit Fußnoten (2018).
4.–11.5.
Lyrikfestival Dichterloh
Vielleicht ist es Zufall? In vielen Gedichten und Gedichtbänden des diesjährigen Festivals taucht die Dialektik von Anwesendem und Abwesenden und immer wieder auch die Frage des Abschieds auf. Keine Absicht in der Konzeption steckt dahinter, aber es ist dieses Aufflackern, das sich mit den aktuellen Fragen um Abschied und Distanz, möglicher und unmöglicher Nähe in der Corona-Pandemie verbindet. Das Gedicht aber vergegenwärtigt. Und sei es das Abwesende, Verlorene, Verabschiedete. Und es tut dies mit den Mitteln der Sprache, die bei Dichterloh wie jedes Jahr in den unterschiedlichsten dichterischen Formungen und Gestaltungen im Mittelpunkt steht. Zehn aus fünf Sprachräumen und sechs Ländern kommende Dichterinnen und Dichter zeigen in ihren jüngsten Gedichtbänden auf, welche Schichten und Nuancen von Existenz, Gesellschaft und Sprache mit dichterischen Mitteln freigelegt werden können.
Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation und Programmtexte