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Dienstag, 15. Juni 2021

Franzobel: Norm und Abweichung

ERNST-JANDL-DOZENTUR FÜR POETIK 2021
Zwei Vorlesungen und ein Konversatorium
7./14./15.6.

19:00
Franzobel
Thomas Eder Konversatorium zu den zwei Vorlesungen

Das Verhältnis von Norm und Abweichung ist in vielen historisch wie systematisch relevanten Konzeptionen als ein grundlegendes Modell der ästhetischen Verfasstheit und Wirkungsweise von literarischen Texten betrachtet worden. Ganz allgemein versteht man darunter, dass literarische Texte von sprachlichen Normen abweichen und ihr ästhetisches Potenzial aus dieser Abweichung herrührt. So verbreitet wie die Konzeption ist auch die Kritik daran, literarische Texte im Rahmen einer »Abweichungspoetik« zu lesen.

In der Semester-Vorlesung von Thomas Eder sollen pointiert ausgewählte Aspekte des Verhältnisses von »Norm und Abweichung« theoretisch beleuchtet werden, zumeist mit Blick auf darstellungsästhetische und rezeptionsästhetische Aspekte. In produktionsästhetischer Perspektive, die auf die Intention der Autor*innen fokussiert, kann der Normbruch ebenfalls als ein mehrfacher betrachtet werden. Autor*innen können mit den Gegenständen und Stoffen, die sie in ihren Texten modellieren, qua Regelbruch provozieren, z.B. indem sie gegen je in einer Epoche gültige Ideologien verstoßen. Sie können aber auch auf formaler Ebene revoltieren und etwa gegen implizite Formdogmen einer literarischen Schule bewusst verstoßen. Aber auch eine kritische Relation der Sprache von Autor*innen zu Geboten der so genannten »political correctness« soll in der Semestervorlesung aus theoretischer Hinsicht dargestellt werden.

Der Schriftsteller Franzobel wird auf die Möglichkeiten zu sprechen kommen, wie mit Stoffen/Inhalten und formal gegen Regeln in ästhetischer Hinsicht, aber auch gegen die Konventionen des literarischen Lebens und des Betriebs heute und in den letzten 30 Jahren verstoßen werden kann.
T. Eder

Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Bundeskanzleramt/Sektion Kunst und Kultur, Institut für Germanistik der Universität Wien und der Gesellschaft zur Erforschung von Grundlagen der Literatur

Franzobel, *1967 in Vöcklabruck, arbeitete bis 1991 als bildender Künstler, seither als Autor tätig. Zuletzt (u.a.): Sarajevo 14 oder Der Urknall Europas (2017); Das Floß der Medusa. Roman (2017); Die Eroberung Amerikas. Roman (2021).

Thomas Eder, *1968, lehrt an der Universität Wien, Referatsleiter im Bundeskanzleramt. Zuletzt erschien: Die Sprachkunst Gerhard Rühms (hg. mit Paul Pechmann, 2021).