programm
81. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945
Heimrad Bäcker geht nachvollziehbar zu den Quellen der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie und ordnet sie an. Jedes Zeichen ist überprüfbares Material. Es genüge, erläutert er, »bei der Sprache zu bleiben, die in den Dokumenten aufbewahrt ist«. Das schaffe einen »Zusammenfall von Dokument und Entsetzen, Statistik und Grauen«. Die adäquate Sprache sei genau jene des Schreckens. In ihren Wörtern und Worten steckt die Wirklichkeit des Holocaust, diese Sprache ist ein Werkzeug der Enthumanisierung.
Victor Klemperer hat die Sprache des Dritten Reiches analysiert, Heimrad Bäcker zeigt sie am Werk. Es ist ein singuläres, höchst beeindruckendes Werk österreichischer Literatur, laut Friedrich Achleitner ein »Hauptwerk Konkreter Poesie«.K. Zeyringer
Heimrad Bäcker, *1925 in Wien, gest. 2003. Studium der Philosophie, Soziologie und Völkerkunde in Graz und Wien, 1993 Dissertation über Karl Jaspers. Gründete in Linz 1968 die Zeitschrift neue texte, 1976 die gleichnamige Verlagsedition. Weitere Bücher (u.a.): referendum (1988); epitaph (1988, Bühnenfassung 1993); Gehen wir wirklich in den Tod? (Hörspiel, 1989); Gedichte und Texte. Werkauswahl (1993).
Franz Josef Czernin, *1952, lebt in der Steiermark und in Wien. Gedichte
(u.a. mehrere Sonett-Sammlungen), literaturkritische Schriften und
Aphorismen. Zuletzt u.a.: Das andere Schloss und Der goldene Schlüssel
und andere Verwandlungen (beide 2018).
Klaus Zeyringer, *1953, lebt in Pöllau und München.
Literaturwissenschaftler und -kritiker, universitäre Lehre in
Frankreich. Publikationen (u.a.): Österreichische Literatur seit 1945 (1999/2008); Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650 (mit H. Gollner, 2012).
Gemeinsam mit dem StifterHaus Linz.
Grundbuch-Veranstaltung im StifterHaus am 11.10., 19.30.