programm
Moment und Grenzübertritt
DICHTERLOH
edition pen im Löcker Verlag
Edition Lyrik Kabinett bei Hanser
Das Luzide, das Sinnliche, der Grenzübertritt – in diesem ästhetischen Dreieck gehen die Gedichte Donatella Bisuttis immer wieder ans Äußerste, um in der Spannung der Extreme, Liebe und Tod, ihre präzise Form zu finden.
Donatella Bisutti, *1948, lebt in Mailand. Dichterin, Vermittlerin von
Lyrik für Kinder und Erwachsene, Literaturkritikerin, Übersetzerin.
Bücher u.a.: La Poesia salva la vita. Essay (2009); Dal buio della
terra. Gedichte (2015).
Man könnte an den Begriff ›reflektieren‹ denken, den die Poesie Lavinia Greenlaws spiegelt, nämlich in diesem Doppelsinn, Widerspiegelung, Reflexion, präzise Notation und Konzentration. Interesse fürs Licht, fürs Flüchtige, in Landschaften, dort siedelt und bewegt sich ihre Poesie.
Lavinia Greenlaw, *1962 in London, Prof. für Creative Writing (Lyrik);
Gedichte, Romane, etc. – u.a.: The Cost of Getting Lost in Space. Poetry
(1991); Someone Answers Without Questions (2021).
Lyrikfestival Dichterloh 16.–24.5.
Wie klingt Holz, das seinen Kontext zeigt und sich gleichzeitig aus diesem löst? Wie lässt sich der Naturzerstörung und den kapitalistischen Zwängen - dichterisch - begegnen? Was passiert mit Sprache, wenn sie den Anfechtungen von Gewalt und Krieg ausgesetzt ist und welche Stimme(n) kann sie dabei ausprägen? Und wie nahe kann (dichterische) Sprache an die Unwägbarkeiten und Essenzen von Liebe und Eros heran und was und wie erinnert sie uns? Das sind einige der elementaren Fragen, die sich durch die Gedichte der zehn Dichter*innen aus sechs Sprach- und Kulturräumen ziehen und die zeigen, wie sich die aktuelle Poesie sowohl mit jahrtausendealten als auch mit höchst brisanten oder gänzlich unerwarteten Themen auseinandersetzt und dabei unsere Sinne und Wahrnehmungsmöglichkeiten schärft und erweitert.
Dichtung ist ein staunenswertes Werkzeug der Erkenntnis. Sie vermag sich aus dem Gefüge der Logik, der Grammatik, der Einsprachigkeit, des Subjekts, aber auch der strengen Bindung ans Objekt zu lösen, was sie manchen verdächtig, anderen auf den ersten Blick schwierig erscheinen lässt. Doch ermöglicht es ihr gerade diese Freiheit und Neugierde beim Grenzüberschritt, festgefahrene Muster der Welt- und Wirklichkeitserklärung hinter sich zu lassen. Dichtung fordert weit aus dem Gewohnten heraus und sie steigt tief in die Strukturen von Denken, Sprache, Ich und Gesellschaft hinein. Dichterloh leuchtet uns diese nuanciert aus.
Michael Hammerschmid
Konzept, Moderation und Programmtexte