programm
Urs Allemann, Gerhard Jaschke
»Mein Name ist Allemann. Ich weiß von nichts«, heißt es in der ersten von 16 Variationen über den Satz: »Ich hatte den alten Carruthers mit dem Spaten niedergeschlagen.« Weder Identitäts- noch Sprachkrise fechten Urs Allemanns Erzähler noch an. Das »Ich« laboriert an einem Sprachspiel, das entbunden vom Realitätsbezug eigenmächtig Tatsachen schafft. Zwischen erster und letzter Variation entfaltet Allemann ein gewitztes, aus früheren Büchern bekanntes Spiel mit Formen und Genres. Schilderungen physischer Gewalt und sprachliche Drastik konturieren die Artifizialität.
Auch in den Prosabüchern von Gerhard Jaschke werden nicht Erzählungen, sondern Sätze gebildet. In wie nie danach sind es Sätze über Zufallsfunde des Alltags und über das Altern, Sätze in Vergegenwärtigung von Kunst, Literatur und Zeitgenossenschaft, vor allem aber Sätze, in denen sich Sprachspiele Bahn brechen, die aufbegehren gegen die stabile Blickrichtung von Retro- und Introspektion. Die alphabetische Reihung dieser An- bis Zusätze stellt dafür den Rahmen.
Urs Allemann, *1948 in Schlieren/Kanton Zürich; Autor und Poesie-Performer. Bücher (u.a.): Babyficker. Erzählung (1992); Holder die Polder. Oden, Elegien, Andere (2001); In Sepps Welt. Gedichte und ähnliche Dinge (2013).
Gerhard Jaschke, *1949. Experimentelle Texte, Hörstücke, Zeichnungen, Collagen, viele Jahre Herausgeber der Zeitschrift freibord. Zuletzt (u.a.): Gemischte Freuden. Sätze (2018); Geliehene Leben. Nachsätze (2020).