programm
95. Grundbuch der österreichischen Literatur seit 1945
Salzgärten sind Meerwassersalinen zur Speisesalzgewinnung. In Christine Bustas gleichnamigem Gedichtband werden lyrische Erkenntnisse kondensiert, in oft sparsam knappen, aber bildstarken und assoziationsreichen Texten. In diesem Band hat die Dichterin eine Sprache gefunden, die verständlich und nicht-elitär ist, die die vielfältigen Rätsel des Daseins jedoch nicht auflöst, sondern auf subtile Weise ins Wort setzt. Von den strophisch und metrisch gebundenen Gedichten ihrer früheren Bände hat sie sich in die Freiheit des freien Verses geschrieben; ihr Formbewusstsein ist dabei nicht verlorengegangen. »Sag: / Grasnarbe. / Sag es langsam. // Du sprichst / ein vollkommenes / Gedicht.« (»Entdeckung«)
G. Bydlinski, M. Hansel
Christine Busta (1915–1987) war Bibliothekarin bei den Städtischen Büchereien, Vorstandsmitglied des Österreichischen P.E.N.-Clubs und in den ersten Jahrzehnten nach 1945 im deutschsprachigen Raum eine anerkannte Lyrikerin. Von formstrengen, an Weinheber und Rilke angelehnten Erlebnisgedichten in den Anfängen fand die unorthodoxe Katholikin unter zunehmendem Verzicht auf Reime und mit gelockerten Rhythmen zu den verknappten Formen ihrer späteren Lyrik. Neun Gedichtbände zu Lebzeiten, u.a. Der Regenbaum (1951), Die Scheune der Vögel (1958), Unterwegs zu älteren Feuern (1965), Inmitten aller Vergänglichkeit (1985).
Georg Bydlinski, *1956; Lyrik, Kinderbücher. 15 Gedichtbände, zuletzt u.a.: Blättervogel. Gedichte und Fotos (2024).
Michael
Hansel, *1972; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Literaturarchiv,
Co-Kurator des Literaturmuseums der ÖNB. Hg. von Christine Busta. Texte
und Materialien (2008), Aufsätze zur österreichischen Literatur.
Co-Redakteur der Buchreihe PROFILE des Literaturarchivs im Zsolnay
Verlag.